Düsseldorf. Die "Sauerland-Gruppe" ist bei der Planung ihrer Sprengstoffanschläge zunächst ziemlich unkoordiniert vorgegangen. "So etwas wie den 11. September hätten wir wahrscheinlich außerdem nicht geschafft", sagte Adem Yilmaz Die Terroristen rechneten mit rund 150 Opfern.
Für ihren geplanten Sprengstoff-Anschlag in Deutschland hatten die beiden Hauptakteure der sogenannten Sauerland-Gruppe, Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz, keine konkreten Vorgaben und zunächst auch keine konkreten Ideen. Bei ihrem Aufenthalt in einem Ausbildungslager der Islamischen Dschihad-Union (IJU) in Pakistan sei ihnen lediglich aufgetragen worden, einen Anschlag in Europa zu verüben, heißt es in einem am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verlesenen Vernehmungsprotokoll von Yilmaz. Nach dem Willen des Ausbildungscamp-Leiters sollten dabei ähnliche Ausmaße wie beim Terroranschlag vom 11. September 2001 in den USA erreicht werden.
Adem Y. rechnete mit 150 Opfern
Der 30 Jahre alte Yilmaz stand dem Auftrag nach eigener Aussage aber zunächst skeptisch gegenüber, auch weil er lieber in Tschetschenien den «Heiligen Krieg» habe kämpfen wollen. «So etwas wie den 11. September hätten wir wahrscheinlich außerdem nicht geschafft», sagte Yilmaz am Mittwoch vor Gericht. Gelowicz und Yilmaz hätten zunächst keine Ideen zur Umsetzung gehabt, dann aber Anschläge auf mindestens drei Diskotheken in Deutschland geplant. Adem Yilmaz rechnete dabei nach eigenen Angaben mit rund 150 Opfern. Der Anschlag habe in erster Linie den in Deutschland lebenden Amerikanern gelten sollen.
Bei gutem Gelingen seien auch weitere Anschläge auf die Flughäfen Ramstein oder Frankfurt am Main angedacht gewesen. Die IJU-Führung habe auch von einem Anschlag auf die usbekische Botschaft gesprochen. Der Ausbildungsleiter in dem Lager in Pakistan habe Fritz Gelowicz zum Leiter der Operation bestimmt. Laut Anklage hatten sich die vier mutmaßlichen Islamisten der «Sauerland-Gruppe» für die geplanten Sprengstoffanschläge zwölf Fässer mit Chemikalien beschafft und in einer Ferienwohnung im sauerländischen Medebach-Oberschledorn damit begonnen, daraus Wasserstoffperoxid herzustellen. Am 4. September 2007 wurden sie dort festgenommen. (ddp)