Düsseldorf. Die Sauerland-Gruppe soll weitere "Gotteskrieger" für die Islamische Dschihad Union rekrutiert haben. Im Prozess wurde bekannt: Die angehenden Dschihadisten sollten vor ihrer Ausreise Laptops in Elektronikmärkten per Ratenvertrag anzahlen und sich dann in den Nahen Osten absetzen.
Im Prozess gegen vier Mitglieder der «Sauerland-Gruppe» hat der Mitangeklagte Adem Y. über seine Rekrutierung von Nachwuchs-Kämpfern berichtet. Y. sagte am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf, er habe mehrfach junge Männer an die Islamische Dschihad Union (IJU), der auch die «Sauerland-Gruppe» unterstellt war, empfohlen. «Ich habe entschieden, wer geeignet war», sagte Y.
Er habe die Leute danach ausgesucht, «ob sie sich gut im Islam auskennen, ein islamisches Leben führen und Deutschland verlassen wollen», berichtete Y. Darüber hinaus hätten die Leute «Durchhaltevermögen» mitbringen müssen. Doch in manchen Fällen habe er sich auch geirrt. Ob jemand für den Dschihad - den «heiligen Krieg» - «brauchbar» sei, habe sich erst vor Ort in den Ausbildungslagern herausgestellt. «Für unsere Verhältnisse ist es dort sehr schwierig. Manche schafften es nicht.»
Gotteskrieger sollten kein Testament machen
Genaue Pläne, wer wie viele Menschen zu töten habe, habe es nicht gegeben, sagte Y. «Wer wie viele tötet, entscheidet im Endeffekt nur Allah.» Die angehenden «Gotteskrieger» habe er davor gewarnt, nach Deutschland zurückzukehren. Es sei zu befürchten gewesen, dass sie sofort festgenommen worden wären. Auch habe er den Männern davon abgeraten, vor ihre Ausreise ein Testament zu machen. Möglicherweise hätten sich die Eltern dann an die Polizei gewandt.
Auf die Frage der Bundesanwaltschaft, ob betrügerische Methoden zur Finanzierung des Dschihad mit dem Islam zu vereinbaren seien, sagte Y: «Für sie ist das Betrug, für uns nicht.» Unter anderem sollten angehende Dschihadisten vor ihrer Ausreise Laptops in Elektronikmärkten per Ratenvertrag lediglich anzahlen und sich dann in den Nahen Osten absetzen. Wenn es «das Geld der Feinde ist, die den Islam bekämpfen», seien solche Methoden in Ordnung.
Den vier Angeklagten wird vorgeworfen, im Namen der IJU Anschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland geplant zu haben. Laut Anklage hatten sich die vier Männer zwölf Fässer mit Chemikalien beschafft und in einer Ferienwohnung im sauerländischen Medebach-Oberschledorn damit begonnen, daraus Sprengstoff herzustellen. (ddp)