Gelsenkirchen. Jeder Fahrgast im Ruhrgebiet soll mit öffentlichen Verkehrsmitteln in 60 Minuten am Ziel sein. Diese Vision stellte der Verein Pro Ruhrgebiet jetzt beim Verkehrsgipfel in Gelsenkirchen vor. Vorbild ist Berlin. NRW-Verkehrsminister Lutz Lienenkämper ist allerdings skeptisch.
Der Verein Pro Ruhrgebiet hat eine Vision für den Nahverkehr: „10-10-60 – wie in Berlin!" lautete das Motto, das der Verein beim „Verkehrsgipfel Ruhr" in Gelsenkirchen vorstellte.
Im Klartext bedeutet „10-10-60": In maximal zehn Minuten soll der Fahrgast die nächste Haltestelle erreichen, dort im Extremfall zehn Minuten auf Bus oder Bahn warten und nach höchstens 60 Minuten am Ziel sein. So wie es in Berlin funktioniere.
Doch genau daran hat Landesverkehrsminister Lutz Lienenkämper Zweifel: Ob dieses Ziel in Berlin immer und überall erreicht werde – da sei er sich nicht sicher, erklärte er laut Redemanuskript in seinem „Konzept für den Öffentlichen Nahverkehr in der Ruhrstadt". Er setze vielmehr auf selbstbewusstes Auftreten der Ruhrregion und schilderte, welch „modernes und leistungsstarkes Verkehrssystem" die Landesregierung der Ruhrregion zur Verfügung stellen werde.
15-Minuten-Takt soll kommen
Da durfte der Rhein-Ruhr-Express (RRX), der – als Ersatz für den Metrorapid-Traum – eigentlich schon 2006 rollen sollte, nicht fehlen. Aber der frisch gebackene Verkehrsminister geht vorsichtiger ans Werk als seine Vorgänger: Ein konkretes Datum für den RRX-Start zwischen Dortmund und Köln wollte Lienenkämper nicht nennen: „Da bin ich Realist." Und auch der 10-Minuten-Takt, jahrelang angekündigt, sei heute „unerschwinglich". Aber der 15-Minuten-Takt komme.
Neben der Auflistung bekannter Projekte (u.a. Erneuerung der Hauptbahnhöfe Essen, Dortmund, Duisburg) betonte der Minister die „soziale Dimension" des Öffentlichen Nahverkehrs. Er ermögliche vielen Menschen erst Mobilität. Für Ältere würden Ballungsräume wie das Revier durch die kurzen Wege von Haustür zu Arzt, zum Einkauf oder einfach nur zu anderen Menschen wieder attraktiver.