Essen. Das Ruhrgebiet braucht einen starken Mann für wichtige Entscheidungen, sagt Frank Baranowski, Chef der Ruhr-SPD. Eine Ruhrstadt will er aber nicht - anders als es der neue "Masterplan Ruhrstadt" vorsieht. Zudem müsse man die Bürger mitnehmen - und nicht durch neue Ortsschilder verwirren.

Kaum hatte der Verein „Pro Ruhrgebiet“ seinen Zehn-Punkte-Plan für die Ruhrstadt auf den Tisch gelegt, hagelte es schon Kritik. Der Bund der Steuerzahler, die Stadt Essen oder die Linke NRW lehnen es ab, aus dem Ruhrgebiet eine einzige Stadt zu machen. Nur die Landeschefin der Grünen, Daniela Schneckenburger, will die Ruhrstadt, mit einem gewählten Ruhrparlament und einem Oberbürgermeister: „Wir müssen die Kleinstaaterei und Egoismen überwinden.“

Den Zehn-Punkte-Plan hat sich nun auch Frank Baranowski, Chef der Ruhr-SPD und Gelsenkirchener Oberbürgermeister, zur Brust genommen. „Das Engagement von ,Pro Ruhrgebiet’ für die gemeinsame Sache begrüße ich ausdrücklich“, heißt es in einer Erklärung. „In vielen Punkten haben wir ein hohes Maß an Übereinstimmung in unseren Vorstellungen und Forderungen.“ Dennoch macht Baranowski, der im Juli einen Regierenden Bürgermeister fürs Revier und ein Ruhrparlament gefordert hat, die Unterschiede deutlich. Die SPD unterstütze die Forderung nach mehr Kooperationen zum Beispiel im Nahverkehr. Auch dass das Ruhrgebiet im kommunalen Finanzausgleich mehr berücksichtigt werde, sei richtig. Die Forderung nach einer einzigen einheitlichen Stadt unterstütze die Partei aber nicht.

"Rädelsführer der roten Oberbürgermeister"

„Auf dem Weg zu mehr Gemeinsamkeit im Ruhrgebiet müssen wir die Bürger mitnehmen und nicht verwirren“, betont Frank Baranowski, den andere Stadtverwaltungen einen „Rädelsführer der roten Oberbürgermeister für die Metropole Ruhr“ nennen. Neue gelbe Ortsschilder mit Aufschriften wie „Ruhrstadt-Gelsenkirchen“ oder „Ruhrstadt-Herne“ hält Baranowski für kontraproduktiv ebenso wie die „Wiederbelebung der bereits einmal gescheiterten Olympia-Idee“. Eine von oben aufgedrückte Ruhrstadt werde nicht erfolgreich, Gemeinsamkeit entstehe vielmehr durch „die freiwillige und partnerschaftliche Kooperation der Städte“. Über ein gemeinsames Autokennzeichen oder eine einheitliche Telefon-Vorwahl, wie sie der Verein „Pro Ruhrgebiet“ gefordert hatte, könne man allerdings nachdenken.

Baranowskis eigene Forderung nach einem Bürgermeister fürs Revier hält Grünen-Landeschefin Daniela Schneckenburger für wenig glaubwürdig. „Wenn am Ende Frank Baranowski nicht dieser Oberbürgermeister sein wird, wird er auch nicht mehr dafür sein.“

Diskussion: Masterplan Ruhrstadt