Detmold. Nach dem Mord an der Kurdin Arzu Ö. muss sich nun der Vater wegen Anstiftung zum Mord vor dem Landgericht Detmold verantworten. Die Kurdin ist von ihren Geschwistern entführt und erschossen worden. Der Vater hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe im Kern zurückgewiesen.

Mehr als 14 Monate nach der Ermordung der jungen Kurdin Arzu Ö. aus Detmold hat vor dem Landgericht der Prozess gegen ihren Vater begonnen. Zum Auftakt am Montag gab Fendi Ö. zwar zu, seine Tochter mehrmals verprügelt zu haben. Er habe aber seine fünf erwachsenen Kinder nicht angestiftet, Arzu umzubringen. Die Anklage wirft dem 53-Jährigen Körperverletzung und Anstiftung zum Mord vor.

Eine Tochter und vier Söhne des Mannes waren im Mai 2012 zu Haftstrafen verurteilt worden. Sie hatten ihre 18-jährige Schwester Arzu im November 2011 entführt und getötet. Der Richter sprach damals von einem klaren "Ehrenmord". Dem Vater droht eine Verurteilung zu lebenslanger Haft.

Beziehung zu einem deutschen Bäcker

Hintergrund der Tat war die Beziehung Arzus zu einem deutschen Bäcker. Die Familie Ö. kam 1984 aus Ost-Anatolien nach Deutschland. Sie gehört zur Glaubensgemeinschaft der Jesiden, die Beziehungen zu Nicht-Jesiden ablehnt.

Arzu habe sich im Sommer 2011 sehr ungehorsam benommen, habe Probleme mit der Polizei und der Schule gehabt, hieß es in einer am Montag von dem Verteidiger verlesenen Erklärung von Fendi Ö.. Dann habe sich der Verdacht der verbotenen Beziehung bestätigt. Da habe er sie geschlagen - aber: "Mit der Tötung von Arzu habe ich nichts zu tun. Sie war aus unserer Familie ausgeschlossen, damit war die Sache für mich erledigt."

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Eine ehemalige Freundin Arzus erklärte dagegen vor Gericht, ihre Klassenkameradin sei am 1. September 2011 zu ihr gekommen und habe geweint. Sie sei vom Vater und einem Bruder verprügelt worden. Sie habe Angst gehabt, von ihrer Familie verschleppt zu werden. Danach erstattete Arzu Anzeige und ging in ein Frauenhaus.

Die fünf Verurteilten schweigen

Staatsanwalt Christopher Imig hatte in der Anklageschrift angeführt, Fendi Ö. sei außer sich vor Empörung gewesen darüber, dass Arzu von zu Hause geflohen und ihn wegen Körperverletzung angezeigt habe. Da habe er sich entschlossen, Arzu umzubringen. Die Familie wollte ihn davon abhalten. Da habe er den Kindern gesagt: "Dann müsst ihr es tun." So habe er einen Gesichtsverlust in der jesidischen Gemeinde vermeiden wollen. Imig will Fendi Ö. auch anhand von Telefon-Verbindungsdaten eine Beteiligung nachweisen.

Geladen sind 28 Zeugen. Ursprünglich sollten auch die fünf Verurteilten vor Gericht erscheinen. Sie haben jedoch die Aussage verweigert. Auch mehrere geladene Verwandte des Angeklagten wollen nicht aussagen. Vorgesehen sind insgesamt vier Verhandlungstage. (dpa)