Detmold. . Sie entführten und ermordeten ihre Schwester, weil sie einen Deutschen liebte. Nun müssen die fünf Geschwister aus Detmold ins Gefängnis. Der Richter begründete sein konsequentes Urteil mit eindringlichen Worten.
Er nennt es schlicht eine Hinrichtung und genauso deutlich ist auch das Urteil, das der Detmolder Richter Michael Reinecke fällt. Lebenslange Haft für Osman Ö., der im November seine 18-jährige Schwester Arzu mit zwei Kopfschüssen tötete. Zehn Jahre für dessen Schwester Sirin und Bruder Kirer wegen Beihilfe zum Mord, sowie fünf Jahre und sechs Monate Haft für die beiden weiteren Brüder, die halfen, Arzu zu entführen. Ihr so genannter Ehrenmord hat eine ganze Familie zerstört.
Nur fünf Verhandlungstage hatte er angesetzt, nun beendet Richter Reinecke den Prozess in Detmold mit einer markanten Begründung. „Wer dieses Urteil zu hart findet, dem würde ich am liebsten die Lichtbilder von Arzu zeigen“, sagt er. Die Bilder der toten Arzu meint er. Im November war die junge Frau in der Wohnung ihres deutschen Freundes überfallen und anschließend entführt worden. Sie, die vorher aus Furcht vor der Familie in ein Frauenhaus geflüchtet war, wurde im Januar tot auf einem Golfplatz bei Hamburg gefunden.
Mit gesenkten Blicken sitzen die fünf Geschwister nun auf der Anklagebank und hören zu, wie der Richter die Geschichte vom Tod Arzus erzählt. Von einer jungen Frau, die zum „Schandflecken“ der Familie wird, weil sie, die kurdische Jesidin sich in einen Deutschen verliebt hat. Wie sie zweimal von Vater und Bruder verprügelt wird, einmal sogar krankenhausreif.
Klare Worte vom Richter
Die Argumentation der Verteidiger, es habe keinen Mordplan gegeben, die Situation sei während der Entführung eskaliert, lässt er absolut nicht gelten. „Das kann man nicht schönreden, man habe sie zurückholen, ihr den Kopf waschen wollen. Das ist nichts anderes als ein Ehrenmord ... Es ist gut, dass die Öffentlichkeit erfährt, was diesen jungen Frauen angetan wird.“
Der Fall Arzu Ö. hatte nicht nur deshalb für Aufsehen gesorgt, weil nach der jungen Frau monatelang gesucht worden war, auch weil die Familie als hervorragend integriert galt. Die Verteidiger der Geschwister hatten allesamt deutlich geringere Strafen gefordert, die fünf selbst in ihren letzten Worten als Angeklagte ihre Reue betont. So etwa die 27-jährige Sirin: „Ich wünsche mir, dass Arzu mir verzeiht. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass alles so endet. Ich bereue zutiefst.“