NRW. In vielen Städten in NRW haben am Donnerstag die Sirenen geheult. Die Städte testeten beim NRW-Warntag ihre Systeme für den Notfall.
Es wird laut am Donnerstag: Beim Sirenenwarntag testen viele Städte in Nordrhein-Westfalen ihre Sirenen auf Tauglichkeit für den Ernstfall. Auch die Bürger sollen dadurch mit den Warntönen vertraut gemacht werden.
Am 5. September überprüfen die Städte und Gemeinden ihre Sirenen-Warnsysteme mit einem Probealarm. Ab 10 Uhr wird darum vielerorts der „Sirenen-Dreiklang“ zu hören sein:
- ein eine Minute langer ununterbrochener Dauerton (Entwarnung)
- ein eine Minute langer abschwellender Dauerton (Warnung),
- ein erneuter ununterbrochener Entwarnungs-Ton (Entwarnung).
Wer die Warn-App Nina auf seinem Smartphone installiert hat, erhält ebenfalls eine Benachrichtigung. Viele Städte bitten ihre Bürger im Anschluss an den Probealarm um Rückmeldung. Auch Warnfahrzeuge mit Lautsprecherdurchsagen sind laut Innenministerium im Einsatz.
Sirenen heulen beim Warntag – Richtiges Verhalten soll geübt werden
Ziel der Aktion ist nicht nur, die Funktionstüchtigkeit der kommunalen Warnkonzepte zu testen, sondern auch: die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren und sie über richtiges Verhalten im Ernstfall zu informieren (Radio/städtische Homepage im Internet). Wobei der „Ernstfall“ Hochwasser, ein Großbrand, ein schweres Unwetter, ein Schadstoffaustritt oder eine Bombenentschärfung sein können.
Sirenen galten als Auslaufmodell bis in die 1990er-Jahre, glücklicherweise überflüssig geworden nach dem Ende des Kalten Krieges. Die Jüngeren hätten mit den Heultönen gar nichts mehr anfangen können, die Älteren hätten sich womöglich nur mit Schrecken an das Jaulen der Sirenen erinnert, die sie einst vor Luftangriffen warnten und in den Schutzbunker hetzen ließen. Dachte man.
„Heute weiß man, es war zuviel der Stille“, erklärt Rolf-Erich Rehm, Abteilungsleiter Bevölkerungsschutz bei der Stadt Schwelm im Ennepe-Ruhr-Kreis. Wenn es darum gehe, Bürger flächendeckend und verlässlich auf Unwetter, Überschwemmungen, Großbrände oder andere Risiken hinzuweisen, gebe es nichts Sichereres.
Land gibt 20 Millionen für Ausbau des Sirenennetzes
Das Land sieht das offenbar ähnlich. Es lässt sich den Wiederaufbau des Sirenenwarnnetzes 20 Millionen Euro kosten, für eine einzelne Sirene sind rund 10.000 Euro zu veranschlagen. Innenminister Herbert Reul (CDU) kündigte im vergangenen Jahr zudem einen regelmäßigen, offiziellen „Sirenenwarntag“ an, jeweils am ersten Donnerstag im September eines Jahres. An jedem ersten Donnerstag im März soll eine „abgespeckte“ Version erfolgen.
In welchen Städten heulen die Sirenen? Texte aus der Region
- Bochum: Sechs neue Sirenen heulen über dem Bochumer Stadtgebiet
- Duisburg: Sirenen-Warntag: Duisburg sucht die stillen Flecken
- Düsseldorf: Probealarm: Feuerwehr testet 80 Sirenen in Düsseldorf
- Ennepe-Ruhr-Kreis: Donnerstag ist Testtag für Sirenen im Ennepe-Ruhr-Kreis
- Hagen: Probealarm: Am Donnerstag heulen in Hagen die Sirenen
- Hattingen: Deshalb heulen am Donnerstag die Sirenen in Hattingen
- Oberhausen: Oxea testet zusätzliche Sirenentöne für Fall eines Gasalarms
- Siegen-Wittgenstein: Am Donnerstag ertönen Sirenen im Kreis Siegen-Wittgenstein
- Kreis Wesel: Im Kreis Wesel ertönen am 5. September rund 165 Sirenen
- Mülheim: So läuft der Sirenenwarntag am 5. September in Mülheim
- Altkreis Brilon: Deshalb heulen heute im Altkreis Brilon die Sirenen
- Essen: Essen heult erstmals auf am landesweiten Sirenen-Warntag
- Sprockhövel: In Sprockhövel heulen am Donnerstag 13 Sirenen
Am 6. September 2018 heulten die neuen Sirenen im Land zum ersten Mal: 4.328 Stück insgesamt. Aber auch warnende Lautsprecher-Durchsagen auf Fahrzeugen, die durch die Stadt kurvten, waren zu hören. Zeitgleich wurde zudem die „Notfall-Informations- und Nachrichten-App (Nina)“ des Bundes aktiviert. „Vielen, auch mir, war im Voraus nicht klar, welche Warnmittel es gibt, was die Warnsignale bedeuten und wie man sich verhalten soll.“ Das war damals ein erstes positives Fazit der Aktion, Innenminister Reul zog es.
Premiere des Warntages im vergangenen Jahr verlief nicht perfekt
Ganz reibungslos verlief die Premiere jedoch nicht. So gab es beispielsweise Probleme bei Warn-App Nina, die Alarmmeldung kam nicht bei allen Nutzern an. Andererorts war der Alarm zu leise: In Hattingen beispielsweise hörten viele Bürger die Sirenen nicht.
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Im nächsten Jahr soll der Test auf Bundesebene ausgerollt werden, wie das Innenministerium mitteilt: „Aufgrund des großen Erfolges im letzten Jahr wird der Warntag ab 2020 nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern sogar bundesweit durchgeführt.“
Sirenen – „Nichts ist effektiver, um Menschen nachts zu wecken“
Einige nordrhein-westfälische Städte waren bei den Tests im vorherigen September und März dieses Jahres noch gar nicht dabei: Die einen hatten technische Probleme, in anderen wie Essen blieb es still, weil ohne Sirenen eben kein Sirenenheulton möglich ist. Die alten Geräte seien wie in vielen Städten nach dem Krieg abgebaut und durch ein stilles Meldesystem für die Feuerwehrleute ersetzt worden, erläuterte Essens Feuerwehrsprecher Mike Filzen. Den Bürgern wollte man – falls nötig – Gefahrenwarnungen über die Notfall-App Nina direkt aufs Smartphone schicken.
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Und doch hält auch Filzen Sirenen für ein „absolut probates Mittel, um möglichst viele Menschen zu erreichen“. Denn die seien nichts anderes als „ein großer Wecker“. Es gebe „nichts Effektiveres, um Menschen aus dem Schlaf zu reißen“. In der Tat: Auch wenn Radio, Fernsehen und Computer ausgestellt sind und das Handy nachts auf lautlos steht, vermag das Heulen der Sirenen nachts Betroffene zu wecken.