Berlin. Zum achten Mal in Folge will die Lokführergewerkschaft GDL streiken. Der neue Streik startet Dienstag und dauert sechs Tage – im Güterverkehr länger.

Bahnreisende müssen sich von Dienstag an auf den bisher längsten Streik der Lokführer im Tarifkonflikt bei der Bahn einstellen. Der Ausstand soll im Personenverkehr sechs Tage dauern, teilte die Gewerkschaft GDL am Sonntag in Frankfurt am Main mit. Er soll am 5. Mai um 2 Uhr morgens starten und erst am 10. Mai um 9 Uhr enden. Im Güterverkehr soll bereits ab Montag um 15 Uhr gestreikt werden. Es wäre bereits der achte Streik in dem Tarifkonflikt.

Verkehrsminister Dobrindt: " Grenze erreicht"

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat die Streik-Ankündigung umgehend kritisiert. "Ich habe Verständnis dafür, dass viele Bürger über das Ausmaß des Streiks verärgert sind", sagte Dobrindt der "Bild"-Zeitung (Montag). "Die Grenze der Akzeptanz dieser Tarifauseinandersetzung in der Bevölkerung ist zunehmend erreicht. Das sollten auch die Verhandlungsführer erkennen."

Die bisherigen GDL-Streik in dieser Tarifrunde

  1. Warnstreik am 1. September: drei Stunden im Personen- und Güterverkehr
  2. Warnstreik am 6. September: drei Stunden im Personen- und Güterverkehr
  3. Streik am 7./8. Oktober: neun Stunden im Personen- und Güterverkehr
  4. Streik am 15./16. Oktober: 14 Stunden im Personen- und Güterverkehr
  5. Streik vom 17. bis 20. Oktober: 50 Stunden im Personenverkehr und 61 Stunden im Güterverkehr
  6. Streik vom 6. bis 8. November: 64 Stunden im Personenverkehr und 75 Stunden im Güterverkehr
  7. Streik vom 21. bis 23. April: 43 Stunden im Personenverkehr und 66 Stunden im Güterverkehr

"Erneut zwingt die Deutsche Bahn die eigenen Lokomotivführer, Lokrangierführer und Zugbegleiter zum Arbeitskampf", erklärte die GDL. Ihr Vorsitzender Claus Weselsky wollte sich am Montag in Berlin zu dem geplanten Ausstand äußern. Die Deutsche Bahn bezeichnet den Streik am Sonntag als "maßlos und unangemessen".

Die Gewerkschaft hatte am Donnerstag das neue Tarifangebot des Unternehmens zurückgewiesen und einen weiteren, langen Arbeitskampf angekündigt. Die Bahn hatte angeboten, die Löhne sollten vom 1. Juli an in zwei Stufen um insgesamt 4,7 Prozent steigen. Dazu komme eine Einmalzahlung von insgesamt 1000 Euro bis zum 30. Juni.

Die GDL fordert für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche. Den Knackpunkt in den Tarifverhandlungen sieht die GDL bei der Einstufung der Rangierlokführer im Tarifgefüge der Bahn.

GDL-Streit mit EVG erschwert den Konflikt

Der Konflikt ist so schwierig, weil die GDL mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) um Einfluss im Konzern ringt. Beide wollen zum Teil für dieselben Berufsgruppen verhandeln. Die Bahn will in getrennten Verhandlungen vergleichbare Ergebnisse erzielen.

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Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber hatte am Sonntag erneut eine Schlichtung ins Spiel gebracht. "Wir fordern die GDL zu einer Schlichtung auf, weil wir rasch Ergebnisse wollen", erklärte er in Berlin. Darüber hatte zuvor auch die "Bild am Sonntag" berichtet. "Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem wir eine neutrale Instanz hinzuziehen müssen."

Die Gewerkschaft hat in dem Tarifkonflikt bereits sieben Mal den Güter- oder Personenverkehr bestreikt. Zuletzt hatten die Lokführer von 21. bis 23. April gestreikt. Eine Schlichtung hatte die Gewerkschaft bislang abgelehnt. (dpa)