Ruhrgebiet. . Zum siebten Mal legen die Lokführer ihre Arbeit nieder. Die Zugreisenden nehmen es längst gelassener, steigen um auf Autos, Busse und Privatbahnen.
GDL-Streik, der siebte - und alle wissen schon, wie’s geht! Mittwochfrüh am Hauptbahnhof Essen oder in Duisburg oder in Dortmund: Keine Menschentrauben, die auf den Anzeigetafeln verzweifelt nach Zügen suchen. Keine Bahn-Mitarbeiter, die in Stress geraten, weil sie gestrandeten Passagieren helfen müssen. Stattdessen allgemeine Gelassenheit. Wer konnte, war aufs Auto umgestiegen, auf Privatbahnen oder auf einen früheren Zug aus dem Ersatzfahrplan der Deutschen Bahn. Auf den Autobahnen allerdings war es etwas eng.
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Pünktlich um zwei Uhr nachts hatten die Lokführer auch im Personenverkehr ihre Arbeit niedergelegt, um der Deutschen Bahn erneut Druck zu machen. Seit Monaten schon dauern die Verhandlungen über mehr Lohn, kürzere Arbeitszeiten, weniger Überstunden. Seit Monaten kommt man sich nicht näher. „Schon zehn Monate warten wir auf einen neuen Tarifvertrag. So langsam platzt den Kollegen der Kragen“, sagt auch Sven Schmitte, der NRW-Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft der Lokomotivführer (GDL).
Wirtschaftlich großer Schaden
Am Vormittag noch habe er mit allen 15 Streikleitern im Land telefoniert, 90 Prozent der Kollegen beteiligten sich wieder am Ausstand. Dessen Ziel sei erreicht. Allein in NRW seien zwei Drittel der S-Bahnen ausgefallen, zusätzlich 17 Regionalbahnen und -expresslinien „Wir haben der DB einen großen wirtschaftlichen Schaden zufügen können“, so Schmitte.
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Auf den Straßen rund um das Ruhrgebiet waren die Auswirkungen des Streiks deutlich zu spüren. Der WDR begnügte sich, allein die Staus über acht Kilometer zu melden und war damit schon ausgiebig beschäftigt. 15 Kilometer auf der A 31, ab Dreieck Bottrop Richtung Norden, zehn Kilometer auf der A 40 Richtung Duisburg, zwischen Bochum und Essen, elf Kilometer auf der A 52 Richtung Düsseldorf, zwischen Essen-Ost und Rüttenscheid... Dabei hatte Verkehrsminister Michael Groschek den Landesbetrieb Straßenbau angewiesen, wegen des Streiks auf Tagesbaustellen zu verzichten.
Staus auf den Autobahnen
In der Autobahnmeisterei Duisburg jedoch scheint Groscheks Hinweis nicht rechtzeitig angekommen zu sein. Die nämlich schickte eine Kehrmaschine auf die A 40, eine Rinne zu putzen. Hinter ihr, zwischen Essen-Heimaterde und Holsterhausen, stauten sich die Autos prompt auf drei Kilometer Länge. Erst nach eineinhalb Stunden hatte die Autobahnmeisterei ein Einsehen.
Stau hin, Stau her. Der Streik dauert noch bis zum heutigen Donnerstag, 21 Uhr. Bei der Deutschen Bahn setzt man weiterhin auf den Ersatzfahrplan, der gestern „gut funktionierte“, so ein Bahnsprecher in Düsseldorf. Und auch Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn, lobt dessen optimale Gestaltung: „Es sind weniger Züge im Einsatz, aber dafür jene mit großer Passagier-Kapazität. Schwierig sind vor allem Wegeketten mit vielen Anschlüssen. Aber die Passagiere haben schon beinahe Routine entwickelt!“
Profiteur des Streiks sind auch die Fernbusse. 70 Prozent mehr Buchungen registrierte „Mein Fernbus.de“ auf mancher Strecke. Und heute das Ganze noch mal. Auch für Jo Bullmann, den Essener Lehrer. Auf dem Weg zu seiner Schule nach Oberhausen steigt er ganz früh in die U-Bahn nach Altenessen, dann in eine Privatbahn. Wieder einmal. Bullmann: „Es reicht langsam!“