NRW. Seit Mittwochfrüh streiken die Lokführer der GDL. Das große Chaos blieb allerdings aus. Viele Pendler hatten sich auf den Streik eingestellt.

Das Wichtigste im Überblick:

  • Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ihre Mitglieder aufgerufen, ab Mittwochmorgen den Personenverkehr zu bestreiken. Für viele Pendler in NRW bedeutet das: Sie kommen nicht wie gewohnt mit der Bahn zur Arbeit. Die Auswirkungen spüren Bahnreisende bereits seit Dienstag: Die Bahn fährt nach einem stark ausgedünnten Not-Fahrplan.
  • Auf den Autobahnen ist es am Mittwochmorgen deutlich voller als sonst. Offenbar sind viele Bahnpendler aufs Auto umgestiegen.
  • Bereits seit Dienstagnachmittag wird der Güterverkehr bestreikt. Am Donnerstagabend, um 21 Uhr, wollen die Lokführer die Arbeit wieder aufnehmen.
  • Die Lokführer der GDL fordern mehr Geld und eine geringere Arbeitszeit. Im Mittelpunkt des Konflikts steht aber die GDL-Forderung nicht nur im Namen der Lokführer, sondern auch des restlichen Zugpersonals verhandeln zu dürfen. Die Bahn will unterschiedliche Tarifverträge mit unterschiedlichen Gewerkschaften unbedingt verhindern.

Der Lokführerstreik hat am Mittwochmorgen auch im Personenverkehr in Nordrhein-Westfalen wie angekündigt begonnen. Das bestätigten Sprecher der Deutschen Bahn in Düsseldorf und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in Köln. An den Hauptbahnhöfen in Köln und Essen fielen laut Internetseite der Deutschen Bahn am frühen Morgen rund 70 Prozent der S-Bahnen und Regionalzüge aus. Am Düsseldorfer Hauptbahnhof kam jeder zweite Zug nicht.

Vor allem berufstätige Pendler und Touristen hatten vereinzelt das Nachsehen: Wer sich nicht rechtzeitig im Internet oder unter der Servicenummer der Bahn informiert hatte, kam nur mit größerer Verspätung zur Arbeit oder zum Flughafen. Manche hatten keine andere Möglichkeit, als zu hoffen, dass ein Zug doch noch fährt. So ging es Daniela Grega am Kölner Hauptbahnhof. Die 34-Jährige wollte nach Dormagen fahren. Doch an diesem Morgen saß sie in Köln fest. "Das ist meine einzige Verbindung, jetzt komme ich zwei Stunden zu spät und muss länger arbeiten. Ich habe die Schnauze voll", sagte sie.

Es blieb aber eher bei solchen Ausnahmen. Alles in allem war die Lage an den Bahnhöfen in NRW weitgehend entspannt. "Die Kunden haben sich vorbereitet", sagte ein Bahn-Sprecher. Vor den Infoschaltern bildeten sich keine langen Schlangen.

Bahn-Pendler gewöhnen sich an den Streik

Inzwischen ist für einige Reisende im Nahverkehr die Ausnahmesituation an den Gleisen zu einer Art Routine geworden. "Ich habe mich heute darauf eingestellt, mein Arbeitgeber ist kulant. Als vor drei Wochen wegen dem Sturm alles lahmgelegt war, war die Situation chaotischer", sagte ein 27-jähriger Architekt am Kölner Hauptbahnhof. Andere stellten dagegen fluchend fest, dass ihr Zug gar nicht oder nur mit Verspätung fährt. Der bundesweite Ausstand ist die bereits siebte Warnstreik- oder Streikaktion seit Beginn des Tarifkonflikts.

Den Fernbus-Unternehmen brachte die neue Streikwelle dagegen ein boomendes Geschäft. Lange Schlangen zeichneten sich in Köln bereits morgens um 6 Uhr bei Bussen ab, die Metropolen in ganz Deutschland anfuhren. Bereits am Dienstag seien die Buchungszahlen beim Anbieter MeinFernbus stark gestiegen - besonders gefragt waren Verbindungen von Köln, Dortmund oder Düsseldorf nach Frankfurt, sagte eine Firmensprecherin.

Streik dauert noch bis Donnerstagabend

Der Ausstand der Lokführer im Personenverkehr der Deutschen Bahn hatte um 2 Uhr morgens begonnen und soll bis Donnerstagabend um 21 Uhr dauern. Der Güterverkehr wird bis Freitagmorgen bestreikt. Privatbahnen sind nicht betroffen. Die Deutsche Bahn hatte angekündigt, mit einem Ersatzfahrplan jeden dritten Zug in NRW fahren zu lassen.

Nach Angaben der Lokführergewerkschaft zeichnete sich eine große Beteiligung der Mitglieder an dem Ausstand ab. "90 Prozent machen mit, der Streik wird von der Basis gut angenommen", sagte der GDL-Vorsitzende in NRW, Sven Schmitte, der sich am frühen Mittwochmorgen mit etwa einem Dutzend Kollegen vor dem Kölner Hauptbahnhof postiert hatte. Die Lokführer wollten sich auch an weiteren großen Bahnhöfen treffen, wie Dortmund, Düsseldorf und Essen.

Lesen Sie in unserer Chronik nach, wie der Streik den Berufsverkehr beeinflusst hat.

Ticker lädt. Bitte einen Moment Geduld.