Frankfurt/Main. Reisende und Pendler müssen sich auf einen neuen Streik bei der Bahn einstellen. Verkehrsminister Dobrindt kritisiert das Verhalten der GDL.

Reisenden und Pendlern drohen erneut Behinderungen im Bahnverkehr. Die Lokführergewerkschaft GDL wies am Donnerstag ein neues Tarifangebot des Unternehmens zurück und stellte einen weiteren Arbeitskampf in Aussicht. "Nun denn - diesmal wird es richtig lang", hieß es in einer auf der GDL-Homepage veröffentlichten Stellungnahme. Die Gewerkschaft hat in dem Tarifkonflikt bislang sieben Mal den Güter- oder Personenverkehr bestreikt.

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Die Bahn hatte am Mittwoch offeriert, die Löhne sollten vom 1. Juli an in zwei Stufen um insgesamt 4,7 Prozent steigen. Dazu komme eine Einmalzahlung von insgesamt 1000 Euro bis zum 30. Juni. Das sei ein "seriöses Angebot", das geeignet sei, den Tarifkonflikt zu beruhigen und weiterzukommen, sagte eine Bahn-Sprecherin am Freitag.

GDL bezeichnet Bahn-Angebot als unzureichend

Bei Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) stößt die Streik-Ankündigung auf völliges Unverständnis: "Wer ernsthaft an einem Verhandlungsergebnis interessiert ist, muss seine Bereitschaft auch am Verhandlungstisch zeigen", sagte Dobrindt der "Bild"-Zeitung (Samstag). Der Verkehrsminister warnte die GDL davor, jede Glaubwürdigkeit und Akzeptanz zu verspielen: "Ein Dauerstreik würde die Akzeptanz in der Bevölkerung für streitige Tarifauseinandersetzungen überstrapazieren."

In der im Internet veröffentlichten Mitteilung bewertete die GDL das Angebot als unzureichend. Für 24 Monate würde lediglich eine Entgelterhöhung von rund drei Prozent wirksam. Die Gewerkschaft bezeichnete die Vorschläge der Unternehmensführung als "Dreistigkeiten". Sie kritisierte, es gebe unter anderem weiterhin keine Angebote zur Absenkung der Arbeitszeit, zur Begrenzung von Überstunden sowie zur Belastungssenkung für das Zugpersonal. Außerdem wolle die Firma am "Zwei-Klassen-Lokomotivführer" festhalten und Lokrangierführer schlechter bezahlen.

Bahn will Schlichtung statt Streik

Die DB-Sprecherin wies am Freitag den Vorwurf der GDL zurück, die DB habe keine Angebote zur Entlastung gemacht: "Wir haben der GDL dazu einiges angeboten, zum Beispiel durch zusätzliche Einstellungen von 300 Lokführern oder durch Individuelle Arbeitszeit- und Schichtplangestaltung."

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Von der GDL habe das Unternehmen dazu bisher nichts gehört. "Wir haben noch keine Minute über höhere Löhne verhandelt", sagte die Bahn-Sprecherin. Ein Lohnplus von 4,7 Prozent in zwei Stufen sei sonst das Ergebnis von Verhandlungen. Daher sei die offensichtliche Verweigerung der GDL nicht nachzuvollziehen. "Auch zur Entlastung von Arbeitnehmern und zum Lokrangierführer liegen Vorschläge auf dem Tisch." Sollte die GDL nicht wieder verhandeln, spricht sich die DB für eine Schlichtung aus. Die Gewerkschaft wirft der Bahn vor, auf Zeit zu spielen.

GDL ringt mit EVG um Einfluss

Die GDL fordert für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche. Sie hatte zuletzt in der vergangenen Woche im Personen- und Güterverkehr gestreikt. Den Knackpunkt in den Tarifverhandlungen sieht die GDL bei der Einstufung der Lokrangierführer im Tarifgefüge der Bahn.

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    Der Konflikt ist so schwierig, weil die GDL mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) um Einfluss im Konzern ringt. Beide wollen zum Teil für dieselben Berufsgruppen verhandeln. Die Bahn will in getrennten Verhandlungen vergleichbare Ergebnisse erzielen.

    Die EVG schloss am Mittwoch ihrerseits Streiks ausdrücklich nicht aus. Anlass war ein neues Angebot der Bahn für Service- und Sicherheitskräfte: 4,7 Prozent mehr Geld in zwei Stufen bei einer Laufzeit von 29 Monaten, wie die Gewerkschaft mitteilte. Die EVG fordert 6 Prozent, mindestens aber 150 Euro mehr Lohn und Gehalt. Sie kritisierte, die Bahn biete unterschiedliche Laufzeiten für verschiedene Berufsgruppen. Bei der nächsten Verhandlungsrunde am 12. Mai müsse die Bahn nachbessern. (dpa)