Essen. Mit Blockaden und Demos in ganz NRW machten Schüler und Studenten ihrem Ärger Luft. In Wuppertal besetzten sie sämtliche Eingänge der Universität. In Bochum blockierten sie Parkhäuser. NRW-Wissenschaftsminister Pinkwart hat grundsätzlich Verständnis, sieht aber zu Protesten wenig Grund.

Heißer Start in den "Bildungsstreik 2009": Studenten aus Wuppertal besetzten schon am frühen Morgen sämtliche Eingänge der Bergischen Universität. Die Organisatoren des Streiks sprechen von rund 2000 Demonstranten in Wuppertal. An der Ruhr-Uni Bochum gab es Blockaden der Parkhäuser und einer Brücke, in Münster wurde das Gebäude der Philosophischen Fakultät besetzt. Ähnliche Aktionen gab es in Berlin, Hamburg und Heidelberg.

Pflaster auf dem Mund

Auch Schüler beteiligten sich in zahlreichen Städten an Aktionen. In Dortmund klebten sich Schüler zweier Gymnasien mit Pflastern die Münder zu. In Düsseldorf zogen am Nachmittag rund 100 Schüler durch die Innenstadt bis zum Landtag. Zuvor hatte das Schulministerium die Kinder und Jugendlichen davor gewarnt, innerhalb der Schulzeiten zu protestieren.

Linke Hochschulgruppen, Studierenden- und Schülervetrtreter sowie Gewerkschaften rufen zum Streik auf, weil sie das deutsche Bildungssystem für sozial ungerecht halten. Sie kritisieren u.a. das „Turbo-Abitur”, zu große Klassen und Seminare und die „misslungene Umstellung auf Bachelor- und Master-Abschlüsse”.

Pinkwart: "Studienbedingungen sind heute besser"

NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) äußerte grundsätzlich Verständnis für die Aktionen der Jugendlichen. „Dass man für eine bessere Bildung auf die Straße geht, finde ich in Ordnung”, sagte Pinkwart. In NRW aber sieht er zu Protesten wenig Grund. „Die Studienbedingungen haben sich in den letzten Jahren verbessert.”

Die ganze Woche über wollen Studenten und Schüler ihre Unzufriedenheit mit der deutschen Bildungspolitik auf die Straße und in die Hörsäle bringen. In Städten wie Münster, Bielefeld, Bochum, Düsseldorf und Dortmund wurden „Protestcamps” errichtet.

An der Uni Duisburg-Essen wollen sich Studierende heute als Schafe verkleiden und mit „Bäh-Chelor”-Rufen gegen den ungeliebten neuen Bachelor-Abschluss demonstrieren. Haupt-Aktionstag ist der Mittwoch mit Demonstrationszügen in nahezu allen Großstädten an Rhein und Ruhr. Die Organisatoren des Streiks wollen am Mittwoch in Deutschland bis zu 150 000 junge Leute auf die Straßen bringen.

Banküberfälle für bessere Bildung

Für den Donnerstag sind vielerorts „symbolische Banküberfälle” geplant; „Geld für Bildung statt für Banken” ist dann das Motto. Die Streik-Kampagne endet am Samstag in Nordrhein-Westfalen mit einer zentralen Abschlusskundgebung in Düsseldorf.

Das Schulministerium in Düsseldorf warnte gestern: „Protest muss außerhalb der Schulzeiten erfolgen. Schüler haben kein politisches Streikrecht, das sie legitimieren könnte, während des Unterrichts ihre Unzufriedenheit über politische Sachverhalte zu dokumentieren.” Wer in dieser Woche nicht den Unterricht besuche, müsse die Fehlzeit mit einem ärztlichen Attest begründen.

Liberale Hochschulgruppen warnen

Während sich u.a. die Lehrergewerkschaft GEW und der Deutsche Gewerkschaftsbund mit den Streikenden solidarisieren, blieb der Philologenverband auf Distanz. Der Vorsitzende, Heinz-Peter Meidinger, kritisierte die Forderung nach „Einführung einer Einheitsschule”. Auch sei Unterrichtsboykott kein probates Mittel, um auf ein Anliegen aufmerksam zu machen.

Liberale und konservative Hochschulgruppen nennen den Protest „ideologisch unterwandert” und rückschrittlich.