Düsseldorf/Essen. An den Schulen in NRW ist der Lehrermangel laut einer Umfrage unter Schulleitungen das größte Problem. Die Zufriedenheit sinkt.

Schulleiterinnen und Schulleiter in NRW sind mit ihren Arbeitsbedingungen zunehmend unzufrieden. Aufgaben nähmen zu, zugleich fehlten Zeit und Personal. Das geht aus einer repräsentativen Forsa-Befragung hervor, die der Verband Bildung und Erziehung (VBE) am Freitag beim Deutschen Schulleitungskongress in Düsseldorf vorgestellt hat. Darin geben die Leitungskräfte der Schulpolitik im Land die Note 4,5.

Stefan Behlau ist der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) in NRW. Die Fachgewerkschaft vertritt rund 24.000 Pädagoginnen und Pädagogen von der Kita bis zum Gymnasium.
Stefan Behlau ist der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) in NRW. Die Fachgewerkschaft vertritt rund 24.000 Pädagoginnen und Pädagogen von der Kita bis zum Gymnasium. © VBE NRW | Handout

VBE-Landeschef Stefan Behlau sprach von einem „erhöhten Förderbedarf“, den die Leitungskräfte dem Land damit in Sachen Schulpolitik bescheinigten. In der Umfrage, die der Verband seit 2018 erhebt, sei die Benotung in NRW rapide schlechter geworden. Er warnte vor den Folgen hoher Unzufriedenheit.

„Jahrelang war die Motivation der Schulleitungen hoch, obwohl sie stets mit Personalmangel, unzureichender Ausstattung und maroden Gebäuden zu kämpfen haben“, so der Chef der Fachgewerkschaft. „Doch die Motivation sinkt.“ Inzwischen würden vier von zehn Schulleiterinnen und Schulleitern ihren Beruf nicht weiterempfehlen. Die Landesregierung müsse dringend ihre Maßnahmen hinterfragen.

Dauerbaustelle Lehrermangel: Zwei Drittel der Befragten kämpfen mit den Folgen

Die Ausstattung in den Schulen und die Corona-Maßnahmen gehören zu den größten Problem aus Sicht der befragten NRW-Schulleitungen - am meisten aber drückt der Lehrkräftemangel: Zwei Drittel kämpfen täglich mit den Folgen des Fachkräftemangels und mit unbesetzten Stellen. Weil Lehrkräfte fehlen, geben über 70 Prozent der Befragten an, auf Quereinsteiger zu setzen. Auch nicht-pädagogisches Personal fehlt mehrheitlich.

Viele Schulleitungen seien inzwischen Verwaltungsfachkraft, Hausmeister und Vertretungslehrkraft in Personalunion, sagte Behlau - besonders an kleinen Bildungsstätten. Das gehe nicht dauerhaft gut, mahnte der Landeschef des VBE. 85 Prozent der Schulleitungen wünschten sich mehr Zeit für ihre Aufgaben.

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Behlau appellierte an den neuen NRW-Ministerpräsidenten Hendrik Wüst, im Kampf gegen den Fachkräftemangel Bildung zur Chefsache zu machen. Im Kampf gegen den Lehrermangel brauche es eine Angleichung der Lehrerbesoldung, mehr Studienplätze und ein Qualifizierungsprogramm für die Seiteneinsteiger.

Bundesweiter Trend: Jede fünfte jüngere Leitungskräfte will nicht bleiben

Auch bundesweit steigt der Frust der Schulleitungen. Das gilt besonders für jüngere: Jede fünfte Schulleitung unter 55 Jahren will die Tätigkeit in zehn Jahren voraussichtlich nicht mehr zu machen. Jüngere Leitungskräfte sind seltener auch nur gelegentlich mit der eigenen Arbeit zufrieden als ältere. Ihre Arbeitsmotivation hat sich zudem stärker verschlechtert.

Das sei kein Alarmzeichen mehr, sagte VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. „Nein, das Haus brennt bereits lichterloh!“ Das sei kein Alarmzeichen mehr, sagte VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann. „Nein, das Haus brennt bereits lichterloh!“ Wenn die Politik nichts ändere, würden die Schulen die Jüngeren direkt zu Beginn ihrer Führungslaufbahn wieder verlieren. Beckmann kritisierte, die Politik ignoriere die Realität an den Schulen und bürde den Schulleitungen immer mehr Aufgaben auf. Die Umfrage, die der Verband seit 2018 erhebt und an der bundesweit rund 1300 Leitungskräfte teilgenommen haben, zeige „einen klaren Negativtrend“.

Bundespräsident appelliert zum Kongress: Schulen in der Pandemie geöffnet halten

Vor der Präsentation hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Grußwort zum Deutschen Schulleitungskongress eindringlich an de Politik appelliert, die Offenhaltung von Schulen und Kitas zum „obersten Ziel“ bei der aktuellen Pandemiebekämpfung zu machen.

Er verwies auf die schwerwiegenden Folgen für Kinder und Jugendliche, falls wegen der aktuellen Infektionsdynamik erneut Einschränkungen in Schulen erforderlich würden. Diese hätten zu Beginn der Pandemie „einen hohen Preis“ zahlen müssen, um Ältere zu schützen. „Es ist jetzt an uns, die junge Generation vor weiteren Schäden zu schützen“, fügte der Bundespräsident an. Er rief dazu auf, „zuliebe unserer Kinder und Enkelkinder“ sich impfen zu lassen und wieder Kontakte zu reduzieren. (mit dpa)