Donezk/Moskau. Von weiteren Toten ist in der Ukraine zwar nicht die Rede - aber kleinere Verstöße gegen die vereinbarte Waffenruhe scheint es schon gegeben zu haben. Auch international bleibt die Lage angespannt: Russland droht der EU mit Gegenmaßnahmen, sollte Brüssel in der Krise Moskau erneut bestrafen.
Nach Inkrafttreten der ersten beidseitigen Feuerpause ist es in der ostukrainischen Krisenregion nach übereinstimmenden Berichten weitgehend friedlich geblieben. Allerdings warfen sich die Konfliktparteien am Samstag gegenseitig vor, die Waffenruhe nicht völlig einzuhalten. Unabhängige Berichte über mögliche Verstöße gab es zunächst nicht.
Russland kündigte unterdessen für den Fall neuer EU-Strafmaßnahmen gegen Moskau im Ukraine-Konflikt eine Reaktion an. "Sollte die neue Liste der Sanktionen der Europäischen Union in Kraft treten, wird es zweifellos eine Reaktion von unserer Seite geben", warnte das russische Außenministerium. Mit der Sanktionsdrohung sende die EU ein Signal der Unterstützung für die "Kriegstreiber" in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Brüssel sollte sich lieber für einen Wiederaufbau des Donbass einsetzen.
Die erste ruhige Nacht seit Monaten
Aus der ukrainischen Krisenregion hieß es, das Gebiet um die Separatistenhochburgen Donezk und Lugansk habe nach monatelangen Gefechten zwischen Regierungseinheiten und prorussischen Separatisten eine ruhige Nacht erlebt. Dies teilte die Stadtverwaltung von Donezk mit. Auch in der zuletzt umkämpften Hafenstadt Mariupol schwiegen die Waffen, wie örtliche Medien berichteten. Die Feuerpause zwischen Armee und Aufständischen war am Freitagabend in Kraft getreten.
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Die Separatisten warfen dem Militär allerdings vor, mehrere Orte im Gebiet Donezk unter Feuer genommen zu haben. Mindestens acht Kämpfer seien durch Granatwerferbeschuss am Flughafen von Donezk verletzt worden. Die Aufständischen hätten das Feuer nicht erwidert.
Von der Feuerpause nichts mitbekommen?
Zudem sei die Armee nach dem offiziellen Beginn der Waffenruhe am Freitag um 17.00 Uhr MESZ im Raum Gorlowka vorgerückt. "Dort war der Befehl aus Kiew offenbar noch nicht angekommen. Wir haben aber die Kämpfe gestoppt", teilten die militanten Gruppen in Donezk mit. Die Aufständischen riefen die Regierungseinheiten auf, die in der weißrussischen Hauptstadt Minsk beschlossene Feuerpause einzuhalten.
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Die prowestliche Führung in Kiew wies die Beschuldigungen zurück und warf ihrerseits den militanten Gruppen Verstöße vor. "Am Flughafen von Donezk versuchten die Terroristen etwa, die Regierungseinheiten mit Flammenwerfern zu provozieren", sagte der regierungsnahe Militärexperte Dmitri Tymtschuk. Die ukrainische Führung halte sich an die Feuerpause. Allerdings habe die Armee auch Order, auf mögliche Angriffe der Aufständischen zu reagieren, sagte Tymtschuk.
"Unbedeutende Verstöße"
Der Chef der regierungstreuen Nationalgarde, Stepan Poltorak, sprach von "unbedeutenden Verstößen" unmittelbar nach Beginn der Feuerpause.
Dem Militärexperten Tymtschuk zufolge könnten die Konfliktparteien noch am Samstag mit einem vereinbarten Gefangenenaustausch beginnen. Ebenfalls für Samstag hatte Russland einen zweiten Hilfskonvoi mit Lebensmitteln für die Ostukraine angekündigt. Moskau hatte vor kurzem eine Kolonne mit mehr als 250 Lastwagen eigenmächtig in die Ostukraine geschickt und damit heftige Proteste ausgelöst. (dpa)