Minsk. Die vereinbarte Feuerpause für die umkämpfte Ostukraine wird örtlichen Behörden zufolge eingehalten. Nach monatelangen Gefechten hätten die Regionen um die Separatistenhochburgen Donezk und Lugansk eine ruhige Nacht erlebt, teilte die Stadtverwaltung von Donezk am Samstag mit.

Nach der Einigung zwischen Kiew und prorussischen Separatisten auf eine Waffenruhe ist es erstmals seit Monaten ruhig in der Ostukraine. Um Punkt 18.00 Uhr Ortszeit (17 Uhr MESZ) wurde sei am Freitag das Feuer eingestellt worden, sagte der Sprecher des Sicherheitsrats, Andrej Lyssenko. Ein zudem geplanter Austausch von Gefangenen beginne voraussichtlich am Samstag, kündigte er an. Die Separatisten halten nach eigenen Angaben mehr als 1000 ukrainische Soldaten gefangen, die prowestliche Regierung demnach etwa 200 moskautreue Kämpfer.

Unterhändler von Regierung und Separatisten hatten am Freitag in Minsk eine Waffenruhe vereinbart. Es handelt sich um die erste von beiden Seiten vereinbarte Waffenruhe.

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Komplizierte Befehlskette auf beiden Seiten

Experten gingen zunächst davon aus, dass angesichts komplizierter Befehlsketten auf beiden Seiten des Konflikts eine Umsetzung der Waffenruhe nicht einfach werden könnte. In der Konfliktregion war es am Freitag ungeachtet der Gespräche in Minsk zu neuer Gewalt mit Toten und Verletzten gekommen.

Diskutiert wurde in Minsk zudem eine weitreichende Kontrolle der Feuerpause durch OSZE-Beobachter. Dies hatte Kremlchef Wladimir Putin vorgeschlagen. Gespräche über den künftigen Status des Konfliktgebiets Donbass soll es nach Darstellung von Verhandlungsteilnehmern erst zu einem späteren Zeitpunkt geben.

Heftige Kämpfe noch am Freitag in Donezk und Mariupol 

Vor den Verhandlungen war es in der Ostukraine erneut zu heftigen Gefechten mit Verlusten auf beiden Seiten gekommen. Örtliche Medien berichteten am Freitag über Kämpfe zwischen Regierungseinheiten und prorussischen Separatisten bei der strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol.

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"Unsere Artillerie ist eingetroffen und wird gegen die Terroristen nun in Stellung gebracht", sagte Bürgermeister Juri Chotlubej dem ukrainischen TV-Sender Kanal 112. Die Führung in Kiew befürchtet, dass die Aufständischen mit der Einnahme der Stadt letztlich einen Landkorridor zwischen Russland und der annektierten Krim anstreben.

In Donezk gab es wieder Tote

Rund um die Separatistenhochburg Donezk dauerten die Gefechte ebenfalls an. Die Aufständischen sprachen von 23 Toten in den eigenen Reihen. Bei der Armee kamen demnach 14 Soldaten ums Leben. Der Stadtverwaltung von Donezk zufolge starben fünf Zivilisten.

Moskau verbietet Einfuhr ukrainischer Süßigkeiten 

Unberührt von den Gesprächen in Minsk geht auch der Handelskrieg zwischen Russland und der Ukraine weiter. So stoppte Russland am Freitag die Einfuhr von Konditoreiwaren und Süßigkeiten aus der Ukraine komplett. Offiziell wurde dies mit dem Schutz der russischen Verbraucher begründet.

Bereits seit Juli 2013 werden Erzeugnisse des Süßwarenkonzerns Roshen des jetzigen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko nicht ins Land gelassen. Das Einfuhrverbot sei auf weitere Hersteller des Nachbarlandes ausgeweitet worden, teilte die Verbraucherschutzbehörde in Moskau am Freitag mit. Grund seien Verstöße gegen die Regeln zur Etikettierung der Waren.

Russland hat in dem von Sanktionen und Handelsstreitigkeiten begleiteten blutigen Konflikt in der Ostukraine bereits mehrere Einfuhrverbote verhängt. Betroffen sind unter anderem Milchprodukte, Kartoffeln, Fruchtsäfte sowie Obst- und Fischkonserven. (dpa)