Essen. Die Polizei hat am Freitagvormittag 14 Personen festgenommen, die verdächtigt werden, einen Anschlag auf die Alte Synagoge in Essen geplant zu haben. Die Polizei hatte bereits die Sicherheitsvorkehrungen an der Alten Synagoge vor dem Hintergrund der Nahost-Demos am Freitag verstärkt.
Die Essener Polizei hat am Freitagvormittag gegen 11.30 Uhr mehrere Personen festgenommen, die im Verdacht stehen, "schwere Straftaten" gegen die Alte Synagoge geplant zu haben. Über die Hintergründe und die Motive der Täter wollte eine Polizeisprecherin bislang nichts sagen. Die Verdächtigen seien allerdings nicht im Umfeld der Synagoge, sondern „an ihren Heimadressen“ festgenommen worden.
"Mit den Festnahmen wurde verhindert, dass die Gruppe möglicherweise im Schutze der Demonstration, diese zur Begehung von Straftaten ausnutzt." Die Beamten durchsuchten 15 Wohnungen, davon 14 in Essen und eine in Unna. 14 Personen im Alter zwischen 17 und 41 Jahren wurden vorläufig festgenommen.
Keine Waffen oder Sprengstoff gefunden
Bei den Durchsuchungen wurden keinerlei gefährliche Gegenstände, Waffen oder gar Sprengstoff sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Festgenommen wegen Verabredung zu einem Verbrechen.
Die Verdächtigen bleiben wegen der laufenden Ermittlungen vorläufig in Gewahrsam, „über ihren weiteren Verbleib entscheidet die Staatsanwaltschaft“, sagte eine Polizeisprecherin. Unabhängig davon, ob es Haftbefehle gegen die Betroffenen geben sollte, werden sie wohl mindestens bis Samstag in Polizeigewahrsam bleiben.
Zu den Hintergründen der Täter macht die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben. „Es gibt aber keine Hinweise auf die Neonazi-Szene“, heißt es bei der Polizei. Eine Sprecherin der Polizei erklärte auf Nachfrage, sie halte es für unwahrscheinlich, dass die Festgenommenen zu den Organisatoren der Kundgebung zählten. Nicht auszuschließen ist daher, dass die mutmaßlichen Täter aus dem anti-israelisch/arabischstämmigen Umfeld kommen.
Polizei erhöhte Schutz für die Alte Synagoge
Am Donnnerstagabend der vergangenen Woche hatten 50 junge Männer spontan auf dem Essener Weberplatz demonstriert und anti-israelische Parolen skandiert. Die Teilnehmer der nicht angemeldeten Kundgebung zogen auch vor die Alte Synagoge. In den Folgetagen hatten sich junge arabischstämmige Männer zu ähnlichen Kundgebungen in den Nachbarstädten verabredet – im Internet. Ob die Polizei den jetzigen Verdächtigen auch durch Hinweise aus dem Netz auf die Spur kam, ist ungewiss. Die Sprecherin erklärte lediglich: „Wir nutzen alle uns zur Verfügung stehenden Ermittlungskanäle.“
Schon am Mittwoch waren die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Alte Synagoge, die heute als Museum und Kulturinstitut genutzt wird, verstärkt worden. Die Polizisten, die für den Objektschutz zuständig sind, tragen Schutzwesten und Maschinenpistolen. Die Polizei hatte die Maßnahmen auch mit den deutschlandweiten anti- und pro-israelischen Demonstrationen begründet.
Zwei Nahost-Demos am Freitag in Essen
Am Freitag starteten in Essen gegen 17 Uhr Kundgebungen am Weberplatz („Stoppt die Bombardierung Gazas“) und am Willy-Brandt-Platz („Gegen Antizionismus und Terror“). Laut Nachrichtenagentur dpa nehmen an der Anti-Israel-Demo rund 1000 Menschen teil, an der Demonstration auf dem Willy-Brandt-Platz etwa 100. Bei beiden Veranstaltungen ist die Polizei massiv präsent.
Im Herbst 2000 waren Palästinenser aus dem Libanon nach einer Kundgebung in Essen zur Alten Synagoge gezogen und hatten diese mit Steinen beworfen.