Essen. . Mehr als 11.000 junge Menschen in NRW verlassen die Schule ohne Zeugnis. Eine Studie der Caritas zeigt: im Ruhrgebiet ist die Quote der Schulabbrecher besonders hoch. Die Studie aber zeigt auch: Der Anteil ausländischer Schüler wirke sich nur geringfügig auf die Quote der Schulabbrecher aus.

Ohne einen Schulabschluss stranden viele Jugendliche in der Arbeitslosigkeit. Sie beginnen statt dessen einen Dauerlauf durch zahlreiche Förderprogramme, oft ohne den Absprung in eine Ausbildung zu schaffen. Im Ruhrgebiet sind solche „Karrieren“ besonders häufig.

Zwar ist bundesweit die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss von sechs Prozent im Jahr 2011 auf 5,6 Prozent im Jahr 2012 leicht gesunken, ergab die jetzt vorgestellte Vergleichsstudie des Deutschen Caritasverbands. Doch verließen in NRW im vergangenen Jahr immer noch 11.190 junge Menschen die Schule ohne ein Abschlusszeugnis. Nach neuen Caritas-Zahlen liegen Städte wie Gelsenkirchen mit 10,81 Prozent, Duisburg (8,07 Prozent) oder Bottrop (7,17 Prozent) dabei weit über dem NRW-Durchschnitt von 5,4 Prozent

Kinderarmut und Arbeitslosigkeit

„Jeder Jugendliche, der die Schule ohne Abschluss verlässt, ist einer zu viel“, sagt Andreas Meiwes, Caritasdirektor im Ruhrbistum. Denn dann sei es kaum möglich, eine berufliche Perspektive zu finden. Zahlreiche Ursachen sehen die Experten für diese Entwicklung: Kinderarmut, Abbau von Hilfen beim Übergang von der Schule in den Beruf, unterfinanzierte Ganztagsschulen und fehlende Schulsozialarbeit. Wo mehrere Faktoren zusammen kommen und zudem die Arbeitslosigkeit hoch ist, dort steigen auch die Zahlen der Schulabbrecher, ergab die Caritas-Statistik.

Ein anderer Befund überrascht: Der Anteil ausländischer Schüler wirke sich nur geringfügig auf die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss aus, so die Erhebung. Auch die Verschuldung einer Kommune habe „keinen statistisch nachweisbaren Effekt“ auf die Zahl der Abgänger ohne Hauptschulabschluss. „Damit kann sich vor Ort niemand entschuldigen, man habe nur deshalb so wenig Erfolg, weil kein Geld vorhanden sei“, sagt Caritas-Präsident Peter Neher.

Die Caritas-Studie zeigt aber anhand einiger Beispiele auch, dass die Förderung von Familien und die Unterstützung junger Menschen gelingen können. „Am wichtigsten ist der politische Wille“, so Neher. „Wo ein Bürgermeister, ein Schulamtsdirektor, die Leitung eines Sozialamts oder freie Träger sich das Ziel setzen, für benachteiligte Jugendliche etwas zu tun, schaffen auch mehr Jugendliche einen Abschluss.“

Mehr Personal für Kitas

Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) beobachtet mit Sorge die Entwicklung in einigen Ruhrgebietsstädten. „Gerade hier ist der Bedarf an Schulsozialarbeit hoch, doch diese Programme schlafen langsam wieder ein“, sagt VBE-Vorsitzender Udo Beckmann dieser Zeitung. Für einen höheren Bildungserfolg müsse die Sozialarbeit an Schulen verstärkt und der Ganztag weiter ausgebaut werden, fordert Beckmann.

„Die Schulen müssen in die Lage versetzt werden, Kinder mit ihrem entsprechenden Bedarf individuell zu fördern.“ Man dürfe diese Arbeit nicht an die Eltern oder die private Nachhilfe delegieren. „Dann geht die Schere noch weiter auseinander“, sagt Beckmann, denn viele könnten sich den Privatunterricht schlicht nicht leisten.

Einen guten Ansatz sieht die Caritas in dem Konzept der „plus Kitas“. Ab August können Kitas in NRW zusätzliches Personal bekommen, das sich speziell um benachteiligte Kinder kümmert.