Berlin/Duisburg. . Die Debatte über die Armutszuwanderung hat einer Studie zufolge gezeigt, dass Vorurteile gegen Sinti und Roma in Deutschland weit verbreitet sind. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma beklagt eine zunehmende Stigmatisierung seiner Volksgruppe. Die jüngste Armutsdebatte sei fast ausschließlich auf dem Rücken dieser Minderheit ausgetragen worden.
Zerrbilder in den Medien, Feindbilder im Wahlkampf: Der Zentralrat der deutschen Sinti und Roma beklagt eine neue Welle von Rassismus. Die „aggressiv geführte“ Debatte um Armutszuwanderung gehe zu Lasten aller hier lebenden Roma: Der Antiziganismus in Deutschland habe sich deutlich verschärft. Eine Umfrage bestätigt das.
Jeder zweite Deutsche lehnt Sinti und Roma ab, fast die Hälfte der Bundesbürger ist der Meinung, dass Sinti und Roma aus den Innenstädten verbannt werden sollten. Wie eine Umfrage der Uni Leipzig zeigt, war die Stimmung drei Jahre zuvor noch deutlich freundlicher.
Heikle Vereinfachung
Doch seitdem in Politik und Medien verstärkt über die Folgen der Zuwanderung aus Südosteuropa diskutiert wird, beobachten Forscher eine heikle Vereinfachung: Armutszuwanderer würden oft pauschal mit Roma gleichgesetzt, kritisiert der Politologe Markus End. Sein Fazit: Wer Roma mit Armut, Fremdheit und Kriminalität gleichsetze, beschädige damit sämtliche Sinti und Roma, die oft seit Generationen hier leben.
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Beispiel Duisburg: „Roma-Haus“ und „Problem-Haus“ würden austauschbar verwendet, beklagt End. Was aber habe Armut, Kriminalität oder schlechtes Benehmen mit der Abstammung zu tun? „Armut ist doch kein Identitätsmerkmal unserer Minderheit“, ärgert sich Romani Rose, Zentralratsvorsitzender der Sinti und Roma.
70000 Roma mit deutschem Pass
In Deutschland leben rund 70.000 Roma mit deutschem Pass, hinzu kommen Zehntausende Roma, die zum Teil vor Jahrzehnten als Gastarbeiter aus der Türkei oder Griechenland zuwanderten – und schließlich die Zuwanderer nach der EU-Erweiterung.
„Es kommen nicht nur Roma – es kommen auch Akademiker“ – solche Überschriften selbst in seriösen Medien zeigten, wie weit verbreitet antiziganistische Reflexe seien. Rose fürchtet, dass vor allem die Rechten weiter ungeniert Stimmung gegen Roma machen würden.