Tel Aviv/Gaza-Stadt. Die Gewalt in Nahost eskaliert. Israelische Kampfflugzeuge bombardieren Ziele im Gazastreifen, die Armee rüstet sich für eine Bodenoffensive. Auch ein deutsches Kreuzfahrtschiff wurde von Trümmerteilen getroffen, konnte seine Fahrt jedoch unbeschadet forsetzen.
Nach massivem Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen hat Israel eine neue Offensive gegen die radikal-islamische Hamas gestartet. Kampfflugzeuge flogen am frühen Dienstagmorgen Dutzende Angriffe auf den von der Hamas kontrollierten Küstenstreifen. Dabei wurden auch Wohnhäuser beschossen und zerstört. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wies die Armee inzwischen an, Vorbereitungen für eine Bodenoffensive im Gazastreifen zu treffen.
Rettungskräfte berichteten, schon in den ersten Stunden der israelischen Offensive seien 30 Palästinenser verletzt worden. Nach Angaben des israelischen Militärs trägt die Offensive den Namen "Operation Protective Edge" (hebräisch: "Zuk Eitan"). Ihr Ziel sei es, den Terror zu beenden, der die Israelis täglich bedrohe, schrieb ein Sprecher im Kurznachrichtendienst Twitter. Vorbereitungen der Armee auf einen größeren Einsatz liefen bereits. Zuletzt wurden nach Angaben eines Sprechers 1500 Reservisten mobilisiert.
"Frieden ist möglich"
US-Präsident Barack Obama rief Israelis und Palästinenser eindringlich zu einer friedlichen Lösung auf. "Frieden ist möglich", schrieb Obama in einem Gastbeitrag für die linksliberale israelische Zeitung "Haaretz". Beide Seiten müssten bereit sein, dafür Risiken einzugehen. "Wenn der politische Wille zu ernsthaften Verhandlungen existiert, werden die USA da sein - bereit, unsere Rolle zu übernehmen."
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Auswirkungen des Konflikts bekamen auch Passagiere und Besatzung eines Kreuzfahrtschiffes des Rostocker Unternehmens Aida Cruises zu spüren. Wie ein ARD-Korrespondent unter Berufung auf einen Fahrgast berichtete, fielen Trümmerteile mehrerer abgefeuerter Raketen am Montagabend auf das Schiff Aida Diva. Das Unternehmen teilte mit, bei dem Vorfall sei niemand verletzt worden. Die auf dem Passagierdeck entdeckten "Kleinstpartikel" hätten keinen Schaden angerichtet. Der Vorfall ereignete sich beim Auslaufen aus dem israelischen Hafen Aschdod, etwa 30 Kilometer nördlich des Gazastreifens.
Der israelische Militärsprecher Peter Lerner sagte am Dienstag: "Wir wollen der Hamas im Gazastreifen einen Schlag versetzen und die Raketenangriffe auf Israel verringern." Am Montag seien rund 80 Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert worden. "Wir werden dem ein Ende setzen." Es gebe keine zeitliche Beschränkung der Operation. "Wir stellen uns auf den möglichen Einsatz von Bodentruppen ein", sagte Lerner. "Aber ich denke nicht, dass das sofort passieren wird."
Angriffe auf Wohnhäuser von Hamas-Mitgliedern
Israels Luftwaffe griff nach Angaben des Militärsprechers in der Nacht zum Dienstag etwa 50 Ziele im Gazastreifen an. Darunter seien auch die Wohnhäuser von vier militanten Hamas-Mitgliedern gewesen. Außerdem habe die Luftwaffe Raketenabschussrampen und Trainingslager beschossen. "Wir werden den Druck langsam verstärken", sagte Lerner.
Nach Angaben aus palästinensischen Sicherheitskreisen zerstörten israelische Kampfflugzeuge im Süden des Gazastreifens drei Häuser von Hamas-Mitgliedern. Die dort lebenden Familien hätten zuvor einen Warnanruf der israelischen Armee erhalten. Der bewaffnete Arm der Hamas warnte umgehend vor weiteren solchen Attacken. Angriffe auf Wohnhäuser seien eine rote Linie, schrieben die Al-Kassam-Brigaden in einer per E-Mail verbreiteten Mitteilung. Sollte dies nicht gestoppt werden, "werden wir darauf mit einer überraschenden Ausweitung unserer Attacken reagieren".
Die Hamas hatte am Montagabend Dutzende von Raketen auf Israel abgefeuert. Die israelischen Streitkräfte teilten mit, es seien Ortschaften im Umkreis von 40 Kilometern vom Gazastreifen angegriffen worden. Zahlreiche Raketen seien vom Abwehrsystem "Iron Dome" abgefangen worden. Dem Militär zufolge gab es am Morgen weitere Raketenangriffe aus dem Gazastreifen.
Israelischer Verteidigungsminister stimmt Militär auf längeren Einsatz ein
In dem Umkreis von 40 Kilometern Entfernung wurden die Menschen in Israel angewiesen, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten. Insgesamt verfüge Hamas über etwa 10 000 Raketen mit verschiedenen Reichweiten bis etwas nördlich von Tel Aviv, sagte Lerner.
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Der israelische Verteidigungsminister Mosche Jaalon stimmte das Militär auf einen längeren Einsatz ein. "Wir bereiten uns auf eine Operation gegen die Hamas vor, die nicht innerhalb von Tagen enden wird", sagte Jaalon Medienberichten zufolge nach einem Treffen mit Armeekommandeuren. Die Hamas wolle Israel möglichst großen Schaden zufügen. Um das zu unterbinden, müsse Israel "geduldig sein".
Die Gewalt zwischen Israelis und militanten Palästinensern war zuletzt eskaliert. Auslöser waren die Entführung und die Ermordung von drei jüdischen Religionsschülern sowie der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen. In der Region wächst die Sorge vor einem neuen Gaza-Krieg und einem Palästinenser-Aufstand. (dpa)