Tel Aviv. Israel mobilisiert Reservisten für einen Einsatz gegen die Hamas. Ein Name dafür ist gefunden. Passagiere eines deutschen Kreuzfahrtschiffes geraten ungewollt in den sich zuspitzenden Konflikt.
Nach dem andauernden Beschuss aus dem Gazastreifen haben die israelischen Streitkräfte ihrem Einsatz gegen die Hamas den Namen "Operation Protective Edge" gegeben. Ziel sei es, den Terror, dem die Israelis täglich ausgesetzt seien, zu beenden, schrieb ein Sprecher in der Nacht auf Dienstag beim Kurznachrichtendienst Twitter. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.
Israels Armee bereitet sich nach der Eskalation der Gewalt im Konflikt mit der Hamas auf einen größeren Einsatz vor. Nach Angaben von Armeesprecher Peter Lerner vom Montag werden 1500 Reservisten mobilisiert. Die im Gazastreifen herrschende, radikalislamische Hamas hatte nach heftigen israelischen Luftangriffen Rache für den Tod von neun Menschen angekündigt. Die Sorge vor einem neuen Gaza-Krieg sowie einem neuen Palästinenser-Aufstand wächst.
Israelische Kampfflugzeuge setzten auch in der Nacht auf Dienstag ihre Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fort. Am frühen Morgen wurden die Häuser von zwei militanten Palästinensern im Süden des Küstengebiets zerstört, wie Augenzeugen und Vertreter der örtlichen Sicherheitsbehörden sagten. Nach Angaben eines Rundfunksenders der Hamas wurden bei den Angriffen mindestens neun Menschen verletzt.
Unbekannter warnte telefonisch vor Raketenangriff
Mitglieder einer der in den Häusern lebenden Familien sagten, sie seien vor dem Angriff von einem Unbekannten telefonisch gewarnt worden. Nach einem Warnschuss fünf Minuten später hätten sie das Gebäude verlassen. Anschließend sei das Haus zerstört worden.
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Augenzeugen im Gazastreifen zufolge gingen im Laufe der Nacht Dutzende israelische Geschosse in dem Gebiet nieder. Am Montagabend hatte die Hamas Dutzende von Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert. Die israelischen Streitkräfte teilten mit, es seien Ortschaften im Umkreis von 40 Kilometern vom Gazastreifen angegriffen worden. Zahlreiche Raketen seien vom Abwehrsystem "Iron Dome" abgefangen worden.
Auslöser für den sich zuspitzenden Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern waren die Entführung und die Ermordung von drei jüdischen Religionsschülern sowie der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen. Israel und militante Palästinenser beschießen sich seit Tagen gegenseitig mit Raketen und Granaten.
Raketen-Trümmer prasseln auf Aida-Schiff herab
Unfreiwillig hineingezogen in die Auseinandersetzungen wurden die Passagiere und die Besatzung eines Kreuzfahrtschiffes des Rostocker Unternehmens Aida Cruises. Sie kamen allerdings mit dem Schrecken davon.
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Wie ein Korrespondent in den ARD-"Tagesthemen" unter Berufung auf einen Fahrgast berichtete, fielen Trümmerteile mehrerer abgefeuerter Raketen am Montagabend auf das Schiff Aida Diva. Das Unternehmen teilte mit, bei dem Vorfall sei keiner der 2700 Gäste und Crew-Mitglieder verletzt worden. Die auf dem Passagierdeck entdeckten "Kleinstpartikel" hätten keinen Schaden am Schiff angerichtet. Sie könnten nach ersten Einschätzungen von Abwehrraketen stammen.
Der Vorfall habe sich beim planmäßigen Auslaufen aus dem israelischen Hafen Aschdod, etwa 30 Kilometer nördlich des Gazastreifens, ereignet. Das Schiff habe ohne Verzögerung den Hafen verlassen und befinde sich auf dem Weg nach Kreta. Der Zwischenfall wurde weder von der israelischen Armee noch von Hamas-Vertretern bestätigt.
Im Streit um das richtige Vorgehen angesichts der Eskalation der Gewalt brach Außenminister Avigdor Lieberman das Bündnis seiner Partei mit dem regierenden Likud. Seine Fraktion wolle aber in der von Regierungschef Benjamin Netanjahu geführten Koalition bleiben. (dpa)