Kiew. Die Lage in der krisengeschüttelten Ostukraine bleibt angespannt. In der Nacht und am Samstagmorgen haben prorussische Demonstranten weitere öffentliche Gebäude gestürmt — darunter auch eine Polizeidirektion. Unterdessen haben die USA ihre Sanktionen gegen mehrere Krim-Separatisten verschärft.
Trotz der Zusage der ukrainischen Übergangsregierung zu mehr Rechten für die Regionen haben prorussische Demonstranten auch am Samstagmorgen öffentliche Gebäude in mehreren östlichen Metropolen besetzt gehalten. In Donezk und Lugansk hielten die Aktivisten ihre Stellungen, wie Korrespondenten berichteten. Sie fordern ein Referendum, dabei könnte es um die "Unabhängigkeit" ihrer Region gehen. Die prowestliche Regierung in Kiew wirft Moskau vor, mit Hilfe von Provokateuren Unruhe zu stiften.
Am Samstagmorgen hatten Unbekannte mit Waffengewalt in der krisengeschüttelten Ostukraine ein weiteres staatliches Gebäude besetzt. Die Männer in Tarnanzügen hätten eine Polizeidirektion in Slawjansk rund 100 Kilometer nördlich der Gebietshauptstadt Donezk gestürmt, teilte Innenminister Arsen Awakow am Samstag mit. Er kündigte eine harte Reaktion an. Auch ein Geheimdienst-Gebäude wurde besetzt.
US-Regierung verschärft Sanktionen gegen Krim-Separatisten
Die US-Regierung verschärfte ihre Sanktionen gegen mehrere Krim-Separatisten. Zugleich bestätigte Washington, dass am Donnerstag auf einem Vier-Parteien-Gespräch ein politischer Ausweg gesucht werden soll.
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Kiews Übergangsregierungschef Arseni Jazenjuk hatte der prorussischen Bevölkerung im Osten und Süden am Freitag versprochen, ihren Regionalverwaltungen noch vor der Präsidentschaftswahl in sechs Wochen mehr Rechte zuzugestehen. Doch ließen die teils bewaffneten Aktivisten in Donezk und Lugansk ein Ultimatum des Innenministeriums zur Räumung der besetzten Gebäude verstreichen, das am Freitag ausgelaufen war. Sie fordern - unterstützt von Moskau - die Umwandlung der Ukraine in eine Föderation. Die amtierende Regierung in Kiew geht das zu weit, sie fürchtet einen Zerfall des Landes.
USA setzen Krim-Gasfirma Tschernomorneftegas auf schwarze Liste.
Das US-Außenministerium bestätigte, dass am Gründonnerstag in Genf US-Außenminister John Kerry, sein russischer Kollege Sergej Lawrow und die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton über die Lösung der Ukraine-Krise beraten werden. An dem Treffen soll auch der ukrainische Außenminister Andrij Deschtschiza teilnehmen.
Parallel zu den diplomatischen Bemühungen demonstrierten die USA Stärke. Wegen des Russland-Beitritts der Krim wurden weitere prorussische Vertreter der Halbinsel am Freitag mit Strafmaßnahmen belegt. Unter den insgesamt sieben Betroffenen ist nach Angaben des Finanzministeriums auch der Beamte, der das Abkommen mit Russland zur Aufnahme der ukrainischen Halbinsel in russisches Staatsgebiet unterzeichnete. Die Krim-Gasfirma Tschernomorneftegas, deren Guthaben nun von Moskau verwaltet wird, setzten die USA ebenfalls auf die schwarze Liste.
Washington nennt Krim ein "besetztes Territorium"
Die Krim sei ein "besetztes Territorium", erklärte das Ministerium in Washington. Wer weiterhin die Integrität und die Souveränität der Ukraine verletze, müsse auch die Kosten dafür tragen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) warnte indes vor einem harten Vorgehen des Westens gegen Russland. "Alle haben ein überwiegendes Interesse an einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit", sagte er am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungfonds (IWF) und der Weltbank in Washington.
Die Gruppe der sieben führenden Industriestaaten (G-7) einigte sich derweil darauf, sich am 4. und 5. Juni in Brüssel ohne Russland zu treffen. Diesen Termin gab der Europäische Rat am Freitagabend bekannt. Ursprünglich war an den beiden Tagen der G-8-Gipfel mit Russland in der Schwarzmeerstadt Sotschi geplant. Wegen der vom Westen als völkerrechtswidrig angesehenen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim war der Termin aber abgesagt worden. (AFP/dpa)