Kiew. . Zwei Monate vor der Präsidentenwahl in der Ukraine hat Ex-Regierungschefin Timoschenko mit Todesdrohungen gegen den russischen Präsidenten Putin für Aufregung gesorgt. Beleg dafür ist ein offensichtlich abgehörtes und bei Youtube veröffentlichtes Telefonat mit der prorussischen Partei der Regionen.
Die frühere ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko ist am Dienstag wegen eines mitgeschnittenen Telefonats in die Kritik geraten, in dem sie Russland heftig beschimpfte. In dem Gespräch fantasierte sie offenkundig über die Ermordung von Staatschef Wladimir Putin, ohne ihn zu nennen: Sie sei "bereit, eine Maschinenpistole zu nehmen und diesem Dreckskerl eine Kugel in den Kopf zu schießen", hieß es. Deutsche Außenpolitiker reagierten empört.
Timoschenko bestätigte am Dienstag die Authentizität der im Portal YouTube veröffentlichten und vom russischen Staatsfernsehen verbreiteten Gesprächspassagen, in denen sie sowohl gegen das russische Volk als auch gegen die Staatsführung giftete. Die erst kürzlich aus jahrelanger Haft entlassene Anführerin der ukrainischen Vaterlandspartei sprach in dem auf Russisch geführten Telefonat mit einem Abgeordneten der Partei der Regionen, Nestor Schufritsch.
"Ich hätte einen Weg gefunden, diese Bastarde abzumurksen"
In dem Gespräch kündigte Timoschenko an, "alle meine Kontakte zu nutzen und die gesamte Welt in Bewegung zu setzen, damit von Russland nicht einmal ein verbranntes Stück Erde bleibt". Wäre sie selbst an der Macht gewesen, "hätten sie keine verdammte Chance gehabt, mir die Krim zu entreißen", sagte die Politikerin. Russland hatte die ukrainische Halbinsel im Eilverfahren dem eigenen Staatsgebiet angegliedert. "Ich hätte einen Weg gefunden, diese Bastarde abzumurksen", sagte Timoschenko.
Nach der Veröffentlichung des Mitschnitts entschuldigte sich die in der Ukraine ebenso populäre wie umstrittene Politikerin "für die Kraftausdrücke". Allerdings bezichtigte sie den russischen Inlandsgeheimdienst FSB auch, eine besonders drastische Gesprächspassage manipuliert zu haben: So habe sie keineswegs die Auslöschung der acht Millionen ethnischen Russen in der Ukraine mithilfe von Atomwaffen gefordert, sondern bloß klargestellt: "Russen in der Ukraine sind Ukrainer."
Timoschenko bestätigt Echtheit des Telefon-Mitschnitts
Für die Veröffentlichung des Mitschnitts sprach Timoschenko dem FSB demonstrativ ihren "Dank" aus. Auch eine Pressesprecherin ihrer Vaterlandspartei machte den FSB für die Veröffentlichung des Telefonats verantwortlich. "Was wir da sehen, ist ein neuer Versuch, Julia Timoschenko zu diskreditieren", sagte Natascha Lysowa dem "Tagesspiegel" vom Mittwoch.
"Damit wollen sie im Vorfeld des Wahlkampfs nicht nur die Vorsitzende der Vaterlandspartei, sondern auch die Regierungsmitglieder unserer Partei unmöglich machen", sagte die Sprecherin weiter. Derzeit werde alles versucht, damit die Ukraine "ein souveränes Land bleibt" und "Putins aggressive Attacken aufhören".
Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Philipp Mißfelder (CDU), sagte der "Bild"-Zeitung aus Berlin vom Mittwoch, die Äußerungen Timoschenkos zeigten "erneut, dass wir auf die Kräfte im Land setzen sollten, die für Frieden stehen und keinen Hass säen". Solche Attacken seien "inakzeptabel" und endeten "in Gewalt", warnte er.
Mißfelders Kollege in der SPD-Fraktion, Niels Annen, sagte dem Blatt, er "halte die hetzerischen Äußerungen von Frau Timoschenko für unverantwortlich". "Sie geben Anlass zur Sorge, dass eine von Timoschenko geführte Regierung auf eine militärische Lösung setzen könnte", fügte er hinzu. (afp)
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