Moskau. . Prorussische Kommunisten in Transnistrien wollen Anschluss an Moskau. Es gibt sogar Befürchtungen, dass die Truppen an der ostukrainischen Grenze bis zur Westgrenze durchmarschieren könnten. Und Rechtspopulist Schirinowski verteilt die Ukraine an die Nachbarländer.

Moskau überrascht mit neuen Ideen zur Lösung der Krimkrise. Wladimir Schirinowski, Vizesprecher der russischen Staatsduma, hat laut der Agentur Reuters in einem Brief an das polnische Außenministerium vorgeschlagen, die „historische Gerechtigkeit wiederherzustellen“ und die Ukraine aufzuteilen. Polen solle fünf westukrainischer Regionen per Volksabstimmung in seinen Besitz bringen.

„Niemand nimmt solch abstruse Vorschläge ernst“, sagte ein Sprecher des polnischen Außenministeriums vor Journalisten in Warschau. Aber laut dem polnischen Fernsehsender TVP bot Schirinowski auch Rumänien und Ungarn ukrainische Gebiete an. Die Pressestelle von Schirinowskis nationalpopulistischer Partei LDPR bestätigte die Botschaft Schirinowskis an die drei Länder, dementierte allerdings alle Teilungsvorschläge. Doch hatte Schirinowski schon vergangene Woche vor der Staatsduma vorgeschlagen, insgesamt sieben polnische Regionen unter Polen, Ungarn und Rumänien aufzuteilen, den Osten werde Russland übernehmen. „Das Schicksal Kiews werden wir später entscheiden“, verkündete Schirinowski.

Prorussische Kommunisten versus demokratische Regierung

Auch in Moldawien, dem Nachbar der Ukraine im Südwesten, wächst die Angst vor Gebietsverlusten an Russland. Am Samstag kündigte die prorussische Kommunistische Partei ein Misstrauensvotum gegenüber der Regierung an, weil diese EU-Sanktionen gegen russische Amtsträger übernommen habe. Gestern dementierte eine Regierungssprecherin in der Hauptstadt Kischinau gegenüber der Nachrichtenagentur Interfax; Moldawien unterstütze ausschließlich EU-Sanktionen gegen Ukrainer. Die demokratische Regierungskoalition strebt eine Euro-Integration an, die Kommunisten wollen mit Russland paktieren. Und wie in der Ukraine haben auch in Moldawien prorussischen Separatisten die Initiative ergriffen.

Vergangenen Montag bat die moskautreue Führung der moldawischen Rebellenrepublik Transnistrien das russische Parlament, ihre Region aufzunehmen, schon 2006 hatte die Mehrheit der 550.000 Einwohner für den Anschluss an Russland gestimmt. „100.000 Transnistrier besitzen bereits russische Pässe“, sagt der Moskauer Politologe Aschdar Kurtow unserer Zeitung, „die Republik will die russische Gesetzgebung komplett übernehmen.“ Auch das Parlament der südmoldawischen Provinz Gagausien will in den nächsten Tagen über die Schaffung einer Selbstverteidigungsarmee entscheiden, im Februar stimmten 98% der 150.000 Gagausen bei einer regionalen Volksabstimmung für den Austritt aus dem moldawischen Staatsverband.

Schon befürchtet der europäische Nato-Kommandeur Philip Breedlove, die an der ukrainischen Ostgrenze massierten Truppen reichten aus, um nach Transnistrien durchzumarschieren. „Aber Transnistrien ist für Russland zu weit entfernt, um es wie die Krim zu annektieren“, sagt der italienische Osteuropa-Experte Guiseppe D´Amato. Sein Kollege Kurtow stimmt zu, dass Russland im Gegensatz zur Krim weder Transnistrien noch Gagausien von Russland aus der Luft oder über das Meer versorgen könne. „Sollte sich der Konflikt verschärfen und Kiew sowie Kischinau versuchen, Transnistrien zu blockieren, schließe ich auch Militäraktionen Moskaus nicht aus.“ Gestern erbosten sich russische Staatsmedien lautstark, ukrainische Nationalisten hätten russischen Passagiere des Zuges Moskau-Kischinau kontrolliert, beleidigt und ausgeraubt. Und Alexei Tulbure, Exbotschafter Moldawiens bei der UN, rät, auf heftigen Maßnahmen gegenüber Russland zu verzichten. „Sonst bleibt von Moldawien nur noch das Dorf Kischinau übrig.“