Kiew/Moskau/Berlin. .

Nach dem umstrittenen Anschluss der Halbinsel Krim wächst im Westen die Sorge vor neuen Gebietsansprüchen Russlands. Außenminister Frank-Walter Steinmeier warnte vor einer Ausweitung der Krise: „Ich mache mir große Sorgen, dass der völkerrechtswidrige Versuch, 25 Jahre nach Ende des Kalten Kriegs international anerkannte Grenzen in unserer europäischen Nachbarschaft zu korrigieren, die Büchse der Pandora öffnet.“

Einen Tag nach einem Besuch Steinmeiers in der ostukrainischen Stadt Donezk forderten dort am Sonntag wieder mehrere tausend Menschen ein Referendum über den Anschluss an Russland. Polizisten riegelten die Gebietsverwaltung ab und verbarrikadierten Zugänge mit Lastwagen. Viele Demonstranten unterzeichneten Probestimmzettel für eine Abstimmung über einen Anschluss an Russland.

Die Krise dominiert auch den internationalen Gipfel zur nuklearen Sicherheit, der an diesem Montag in Den Haag beginnt. US-Präsident Barack Obama hat bei der Gelegenheit ein Treffen der sieben führenden Industriestaaten einberufen. Russland ist zum ersten Mal seit seinem Beitritt zu der Runde 1998 nicht eingeladen. Die Staats- oder Regierungschefs der G7 wollen bestätigen, dass die Gruppe der G8 bis auf Weiteres nicht mehr existiert.

Auf der Krim hat Russland inzwischen die militärische Kontrolle auf der Halbinsel übernommen. Am Samstag hatten russische Truppen einen der letzten von ukrainischen Soldaten gehaltenen Stützpunkte gestürmt. Die Angreifer durchbrachen das Tor des Fliegerhorsts Belbek.

Die USA riefen Moskau zu Gesprächen mit Kiew über die Sicherheit ukrainischer Soldaten auf. „Berichte über anhaltende Übergriffe gegen ukrainisches Militärpersonal und Einrichtungen zeigen, wie gefährlich die von Russland geschaffene Situation ist“, erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates, Laura Lucas Magnuson, in Washington.

An diesem Montag soll auf der Krim neben der ukrainischen Währung Griwna offiziell der Rubel als Zahlungsmittel eingeführt werden. Putin ordnete zudem die Einführung neuer Verwaltungsstrukturen an. Bis zum 29. März müssen Polizei, Zivilschutz und der Inlandsgeheimdienst FSB nach russischem Recht errichtet werden.

Eine Mehrheit der Deutschen hat Verständnis für das russische Vorgehen. In einer Umfrage der TNS Forschung vertraten 54 Prozent die Ansicht, der Westen solle den Anschluss der Krim an Russland akzeptieren.