Erhärten sich die Verdachtsmomente, dann werden im Fall der Kinderporno-Vorwürfe gegen den SPD-Politiker Edathy Köpfe rollen müssen. Allen voran wäre der Ex-Innenminister Friedrich wegen Behinderung der Ermittlungen unhaltbar geworden. Aber auch die SPD-Spitze gerät zusehends unter Druck.

Der Verdacht ist ungeheuerlich: Ein Minister, der ebenso brisante wie geheime Details über staatsanwaltliche Ermittlungen ausplaudert - und damit die Aufklärung des Falls behindert. Gelingt es Hans-Peter Friedrich nicht sehr schnell, die gegen ihn Vorwürfe auszuräumen, ist er als Minister kaum noch zu halten.

Daran ändert auch nichts, dass der CSU-Mann inzwischen vom Innen- ins Landwirtschaftsressort gewechselt ist. Ein Regierungsmitglied, das Dienstgeheimnisse nicht für sich behalten kann, wäre eine zu große Belastung für Merkels Kabinett.

Auch die SPD-Spitze hat möglicherweise zur Verschleierung beigetragen

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Doch Friedrich ist nicht der einzige Akteur im Fall um den zurückgetretenen SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Edathy mit einer dubiosen Rolle. Die SPD-Führungskräfte Gabriel, Steinmeier und Oppermann, die ja dank Friedrichs Durchstecherei schon seit Monaten von dem Kinderpornografie-Verdacht gegen ihren Parteifreund Edathy wussten, sehen sich nun ebenfalls einem Verdacht ausgesetzt - nämlich Edathy über die Ermittlungen gegen ihn informiert zu haben. War dem so, hätte Edathy also theoretisch reichlich Zeit gehabt, Beweise gegen ihn zu vernichten; wenn es denn Beweise gab, was ja bislang noch gar nicht klar ist.

Klar ist dagegen: Die schwarz-rote Regierung hat ihre erste veritable Krise. Das Vertrauen in zentrale Personen der Koalition ist zumindest angekratzt. Die Bundeskanzlerin hat sich bislang komplett aus der Angelegenheit herausgehalten. Doch Angela Merkel wird es nicht bei ihrem Schweigen belassen können, sie ist nun als Kabinettschefin gefordert und muss für eine schnelle und umfassende Aufklärung der Vorgänge sorgen. Sonst droht der Regierung im schlimmsten Fall die politische Lähmung.