Rom. Der Vatikan will den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst im Amt belassen. Demnach soll sich Tebartz-van Elst in Absprache mit dem Vatikan für eine noch unbestimmte Zeit von den Amtsgeschäften in Limburg zurückziehen. In der Zwischenzeit wird ein enger Vertrauter des Bischofs die Diözese leiten.

Der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst bleibt zunächst im Amt. Er werde sich in Absprache mit dem Papst allerdings von den Amtsgeschäften in dem Bistum zurückziehen, teilte der Vatikan am Mittwoch in Rom mit. Während dieser Auszeit werde der Wiesbadener Stadtdekan Wolfgang Rösch die Amtsgeschäfte in Limburg übernehmen. Tebartz-van Elst werden seit Wochen Verschwendung und Verschleierung vorgeworfen.

In der Diözese sei es zu einer Situation gekommen, in der der Bischof seinen Dienst "zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben kann", heißt es in der Mitteilung des Vatikans. Der Papst sei über die Lage in der Diözese "zu jedem Zeitpunkt umfassend und objektiv informiert worden". Derzeit nimmt eine von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Kommission die Kosten der Limburger Residenz unter die Lupe. Bis Ergebnisse vorlägen, werde Tebartz-van Elst "eine Zeit außerhalb der Diözese" verbringen.

Tebartz-van Elst will sich offenbar in deutsches Kloster zurückziehen

Der Bischof steht vor allem wegen seiner Amtsführung und der mindestens 31 Millionen Euro teuren Residenz auf dem Limburger Domberg in der Kritik. Außerdem droht dem 53-Jährigen neben einem Strafbefehl wegen einer falschen eidesstattlichen Erklärung um einen Erste-Klasse-Flug nach Indien weiterer Ärger mit der Justiz. Die Staatsanwaltschaft Limburg prüft derzeit, ob sie nach Untreue-Anzeigen gegen den Oberhirten ein Ermittlungsverfahren einleiten wird.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtete in ihrer Online-Ausgabe, Tebartz-van Elst solle sich nun dem Vernehmen nach für seine Auszeit in ein deutsches Kloster zurückziehen. Im Gespräch sei die Benediktinerabtei Münsterschwarzach bei Kitzingen.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann machte im Gespräch mit AFP deutlich, dass er sich auch nach Ablauf der vom Papst verordneten Auszeit nur schwer eine Rückkehr von Tebartz-van Elst vorstellen kann. "Meine Skepsis zu einer möglichen Zukunft von Bischof Tebartz-van Elst in Limburg bleibt", sagte Ackermann. Er sehe die Entscheidung des Papstes als Versuch, Druck aus der Situation zu nehmen.

Offenbar Morddrohungen gegen Familie des Bichofs 

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch erklärte in Bonn zu der Papst-Entscheidung, durch sie werde "ein Raum eröffnet, um in dieser Situation zur inneren Ruhe zurückzufinden und eine neue Gesprächsbasis zu schaffen". "Auch die von mir eingesetzte Prüfungskommission wird ihre Arbeit zügig und sorgfältig fortsetzen, um die Kosten, die Finanzierung und die Entscheidungswege rund um die Bauprojekte auf dem Limburger Domberg zu klären."

Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, zeigte sich ebenfalls überzeugt, durch die Entscheidung des Vatikans werde der notwendige Raum "zu einer vollständigen und konsequenten Klärung der Vorkommnisse in Limburg" geschaffen. "Wir erwarten nach dieser Zwischenentscheidung eine weitere konsequente Aufarbeitung aller Vorkommnisse in Limburg", fügte Glück hinzu.

Derweil berichtete die Illustrierte "Bunte", die Familie von Tebartz-van Elst fühle sich seit Bekanntwerden der Vorwürfe massiv bedroht. "Wir bekommen täglich Morddrohungen. Per Telefon oder in Briefen", zitierte die Zeitschrift den Schwager des Bischofs, Johannes Winkels.

Streit um Führungsstil von Tebartz-van Elst

Schon seit langem brodelt es im Bistum Limburg. Bereits im März 2012 warf ein Kreis von Priestern Tebartz-van Elst einen autoritären Führungsstil vor. Im Sommer dieses Jahres reichte es dann auch der Basis: Mehr als 4000 Menschen unterzeichneten einen offenen Brief gegen die Amtsführung des Bischofs. Im Bistum Limburg, das sich auf Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz erstreckt, leben etwa 650 000 Katholiken.

Der vorübergehende Stellvertreter des Bischofs in Limburg, Wolfgang Rösch, gilt als Vertrauter von Tebartz-van Elst. Der 54 Jahre alte Theologe war bereits zuvor zum 1. Januar 2014 zum neuen Generalvikar ernannt worden. Ein Generalvikar ist der Vertreter des Diözesanbischofs im Bereich der allgemeinen Verwaltung. (dpa/afp)

Die Mitteilung des Vatikan im Wortlaut 

"Der Heilige Vater ist über die Lage in der Diözese Limburg zu jedem Zeitpunkt umfassend und objektiv informiert worden. In der Diözese ist es zu einer Situation gekommen, in welcher der Bischof, S.E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst, seinen bischöflichen Dienst zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben kann. Nach dem "brüderlichen Besuch" von S.Em. Giovanni Kardinal Lajolo im vergangenen September hat die Deutsche Bischofskonferenz, gemäß einer Vereinbarung zwischen dem Bischof und dem Limburger Domkapitel, eine Kommission eingesetzt, um eine eingehende Prüfung im Hinblick auf den Bau des Bischofssitzes vorzunehmen. In Erwartung der Ergebnisse besagter Prüfung und der damit verbundenen Vergewisserung über diesbezügliche Verantwortlichkeiten hält der Heilige Stuhl es für angeraten, S.E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst eine Zeit außerhalb der Diözese zu gewähren.

Auf Entscheidung des Heiligen Stuhls tritt die durch den Bischof von Limburg zum 1. Januar 2014 ausgesprochene Ernennung des Hw. Herrn Stadtdekan Wolfgang Rösch zum Generalvikar bereits mit dem heutigen Tag in Kraft. Der Hw. Herrn Generalvikar Rösch wird die Diözese Limburg während der Abwesenheit des Diözesanbischofs im Rahmen der mit diesem Amt verbundenen Befugnisse verwalten." (dpa)