Rom/Limburg. Eine Woche wartete Bischof Tebartz-van Elst auf eine Audienz beim Papst. An diesem Montag redet der umstrittene Limburger Oberhirte nun mit Franziskus. Sein Bruder weist unterdessen Berichte über eine Autismus-Erkrankung des Bischofs zurück.

Nach tagelangem Warten auf ein Gespräch mit dem Papst bekommt der umstrittene Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst an diesem Montag eine Audienz bei Franziskus. Ein Sprecher des Bistums Limburg bestätigte am Sonntag entsprechende Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS). Eine Uhrzeit für das Treffen im Vatikan nannte der Sprecher nicht. Tebartz-van Elst befindet sich seit Sonntag voriger Woche in Rom, ein Termin bei Papst Franziskus war bislang nicht zustande gekommen.

Tebartz-van Elst sei nicht bereit, freiwillig das Amt aufzugeben, berichtete die "FAS". Der Limburger Bistumssprecher nannte dies eine Spekulation. Der Bischof werde abwarten, was der Prüfbericht der von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzten Kommission ergebe. Seit vergangenem Freitag untersuchen Kassenprüfer, wie es zu der enormen Kostensteigerung beim Neubau der Bischofsresidenz in Limburg kommen konnte. Wann der Bericht der Kommission vorliegen wird, ist unklar.

Papst Franziskus trifft am Montag auch mit dem Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner zusammen. Diese Privataudienz war nach Angaben des Erzbistums Köln bereits vor einigen Monaten vereinbart worden. Über die Gesprächsthemen wurde am Wochenende nichts bekannt. Limburg gehört zur Kirchenprovinz Köln, Meisner galt bisher als Unterstützer von Tebartz-van Elst. Über die Audienz Meisners beim Papst hatte zuerst die "Bild"-Zeitung berichtet.

Strafbefehl wegen Falschaussage

Tebartz-van Elst wartet seit vergangenem Sonntag in Rom auf einen Termin bei Franziskus. Der Bischof steht wegen der enormen Kosten für den Neubau seiner Bischofsresidenz unter Druck. Die Baukosten waren noch im Dezember 2010 auf 5,5 Millionen Euro beziffert worden, inzwischen liegen sie bei mehr als 31 Millionen Euro. Zudem hat die Staatsanwaltschaft Hamburg einen Strafbefehl wegen Falschaussage gegen ihn beantragt. Dabei geht es um Aussagen des Geistlichen wegen eines Erste-Klasse-Flugs nach Indien.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, hatte am Donnerstag den Fall mit Franziskus besprochen. Angaben der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, der Papst habe dabei entsetzt aufgestöhnt, wies der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, auf dpa-Anfrage als reine Spekulation zurück, zumal sich Zollitsch nicht zu Inhalten der Audienz geäußert habe. Auch der Sprecher des Bistums Limburg sprach von reiner Spekulation.

Bruder weist Berichte über Erkrankung zurück

Der Bruder von Bischof Tebartz-van Elst wies unterdessen Berichte über eine Autismus-Erkrankung des Kirchenmannes zurück. In einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, betonte der Freiburger Psychiatrie-Professor Ludger Tebartz-van Elst: "Als Bruder des Bischofs von Limburg und als Arzt kann ich aufgrund meiner Fachkenntnis und meiner Kenntnis der Biografie meines Bruders klar erklären, dass er weder an einem Asperger Syndrom noch an einer anderen Variante von Autismus leidet."

Er wolle davor warnen, "medizinische Krankheitsbegriffe als Mittel der Auseinandersetzung in persönlichen oder institutionellen Konflikten und Machtkämpfen zu missbrauchen", erklärte der Mediziner. Mit Bestürzung habe er verfolgt, wie sein Bruder nicht nur heftig kritisiert, "sondern mit böswilligen Unterstellungen und persönlichen Verunglimpfungen in seiner menschlichen Existenz angegriffen wird". Zuvor hatte die FAS berichtet, der Bruder habe Vertrauten angeblich gesagt, der Bischof leide unter dem Asperger-Syndrom, einer Form von Autismus.

Limburg wird Besuchermagnet

Die Affäre um ihren Bischof beschert der Stadt Limburg derzeit einen starken Zustrom von Besuchern. "Es kommen deutlich mehr Touristen her als sonst üblich im Herbst", sagte Limburgs Erster Stadtrat Michael Stanke (CDU). Nach seinen Worten sehen viele Menschen auf der nahen Autobahn das Schild Limburg und fahren spontan ab. Auch die Zugriffzahlen auf die Internetseite der Stadt hätten sich auf täglich 5000 verdoppelt, berichtete er.

Unterdessen ist im Bistum Limburg einem "Focus"-Bericht zufolge die Zahl der Kirchenaustritte gestiegen. In Wiesbaden seien nach Angaben des Amtsgerichts allein am vergangenen Montag 25 Christen aus der Kirche ausgetreten, üblich seien 3 an einem Tag. Es seien überwiegend Katholiken, sagte ein Gerichtssprecher dem Magazin. Beinahe jeder habe angegeben, er trete wegen des Bischofs aus. Am vergangenen Montag hätten darüber hinaus in Frankfurt 31, in Limburg 29 und in Wetzlar 10 Menschen der Kirche den Rücken gekehrt. Im Bistum Limburg leben insgesamt rund 650 000 Katholiken.

Laut "Focus" haben in einer Emnid-Umfrage drei Viertel der Befragten Verständnis dafür geäußert, dass Christen wegen des Skandals um den Limburger Bischof aus der Kirche austreten. Das Meinungsforschungsinstitut befragte für das Magazin am 16. und 17. Oktober 1009 repräsentativ ausgewählte Personen.  (dpa)