Limburg/Essen. . Albert Schmid, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, sagt, der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sei möglicherweise “Opfer von Auseinandersetzungen um den Kurs der Kirche“ geworden. Die Debatte um dessen Sitz werde womöglich deshalb “so hoch gehandelt, weil man andere Konflikte austragen will“.

Luxuriöser Amtssitz, Erste-Klasse-Flug, drohender Strafbefehl – die Liste der Kritikpunkte am Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist lang. Die Vorwürfe wiegen schwer. Doch steckt hinter der geballten Kritik an dem Kirchenmann noch etwas anderes? Ist der 53-Jährige Opfer liberaler Kräfte in der katholischen Kirche, denen Tebartz-van Elst zu konservativ ist?

Letzteres deutete jetzt jedenfalls Albert Schmid, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern und enger Freund des Limburger Bischofs, an. Tebartz-van Elst sei möglicherweise "Opfer von Auseinandersetzungen um den Kurs der Kirche" geworden, mutmaßte Schmid in der ARD-Talkrunde von Günther Jauch. Die Debatte um die Kostenexplosion beim Bau des Bischofssitzes werde womöglich deshalb "so hoch gehandelt, weil man andere Konflikte austragen will".

Tebartz-van Elsts Vorgänger galten als Liberale

Schmid verweist dabei auf die Entwicklung im Bistum Limburg. Die dortige Diözese habe über Jahrzehnte "eine gewisse Vorreiterrolle" eingenommen. Motto: "Ein bisschen los von Rom." Schmid verwies dabei auf die beiden Vorgänger des heutigen Bischofs, Franz Kamphaus und Wilhelm Kempf. Beide galten in der katholischen Kirche als Vertreter eines eher liberalen Kurses.

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So tat sich Kamphaus, der 25 Jahre an der Spitze des Bistums stand, 1999 durch seine Haltung zur Schwangerschaftsberatung hervor. Er stellte sich zeitweise sogar gegen Papst Johannes Paul II. und organisierte in Limburg eine Sonderregelung: Schwangere erhielten bei den katholischen Beratungsstellen im Bistum Beratungsscheine, die zu einer straffreien Abtreibung berechtigten. Eine Sonderregelung, die der Vatikan freilich bald wieder verbot.

"Elemente des Protestantismus'"

Es habe im Bistum Limburg, so Schmids Analyse, "die Versuchung" gegeben, "bestimmte Elemente des Protestantismus' anzunehmen". Die "theologische Entwicklung" in der Diözese sei 2008 auch der Grund gewesen, mit Tebartz-van Elst jemanden nach Limburg zu entsenden, der "eine andere Richtung" habe. Tatsächlich bildet der im Marienwallfahrtsort Kevelaer geborene Tebartz-van Elst gewissermaßen den Gegenentwurf zu seinem Vorgänger Kamphaus.

In der Diskussion um den Umgang der Kirche mit Homosexuellen tat er sich als Hardliner hervor. In der Frage der Mitsprache von Laien in der Kirche warnte er vor "Gleichmacherei". Er widersprach, als der damalige Bundespräsident Christian Wulff 2010 feststellte, "der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland", und betonte die "christliche Leitkultur".

Wollten liberale Katholiken den Bischof wegmobben? Den Beweis dafür blieb Schmid schuldig. Er deutete nur an, woher die Berichte über die Kostenexplosion beim Amtssitz und den 1.-Klasse-Flug des Bischofs lanciert wurden: Die "Angriffe" seien "aus der Mitte seiner Kirche" gekommen.