Düsseldorf. Der U-Turm in Dortmund, das Landesarchiv in Duisburg oder die Wehrhahnlinie in Düsseldorf: Viele öffentliche Bauvorhaben geraten deutlich teurer als geplant. Das neue Schwarzbuch, das der Bund der Steuerzahler vorgestellt hat, listet zahlreiche Fälle von Verschwendung auf. Wir dokumentieren einige.

Ob Städte, Kreise oder das Land: Die öffentliche Hand klagt andauernd über leere Kassen. Doch woran liegt das? Die Probleme sind - zumindest teilweise - hausgemacht, sagt der Bund der Steuerzahler. Im neuen Schwarzbuch prangert er zahlreiche Fälle von Verschwendung öffentlicher Gelder an. Wir stellen einige davon vor.

Leerstehendes Arbeitsamt wurde jahrelang geheizt

Im November 2000 zogen die Mitarbeiter aus, seit dem steht das alte Arbeitsamt in Meschede leer. Trotzdem lief die Heizung noch acht Jahre lang weiter. Kostenpunkt: 42.000 Euro, die die Bundesagentur für Arbeit zahlen musste

Einen Käufer für das Gebäude gibt es bis heute nicht. Je mehr es verfällt, desto schwieriger dürfte die Suche nach Interessenten werden, konstatiert der Bund der Steuerzahler.

Rathaus-Sanierung wurde zwölf Millionen Euro teurer

Es seien "typische Gründe", die die Sanierung des Mülheimer Rathauses deutlich teurer machten als geplant, heißt es im Bericht des Steuerzahler-Bunds: nachträgliche Planänderungen, Überraschungen bei der Bausubstanz. So wurden aus den ursprünglich veranschlagten 36 Millionen Euro schließlich knapp 49 Millionen Euro.

Was die Experten besonders monieren: Es hätte die Bauherren kaum überraschen dürfen, dass die Bausubstanz so schlecht gewesen sei. "Sanierungen von Altbauten bergen immer Kostenrisiken" heißt es. Die Stadt hätte das von Anfang an berücksichtigen müssen.

Dortmunder U schon wieder im Schwarzbuch 

Viel Geld im Duisburger Innenhafen versenkt

Ein modernes Büro- und Dienstleistungszentrum soll am Duisburger Innenhafen entstehen. Geplant wurde das Ganze von Stararchitekt Norman Foster. Problem: Viel zu sehen ist von "Eurogate" bislang nicht. Einzig die Stufenpromenade ist schon fertig. Das dazugehörige Gebäude konnte "wegen des schwierigen finanzwirtschaftlichen Umfelds" nicht gebaut werden, teilt die Stadt Duisburg mit.

Die Instandsetzung des Hafenbeckens verschlang bislang knapp zwölf Millionen Euro. Den Löwenanteil bezahlte das Land NRW.

Dortmund kann Kosten des U-Turms bis heute nicht beziffern

Schon zwei Mal schaffte es der Dortmunder U-Turm ins Schwarzbuch: Zunächst, weil die Baukosten völlig aus dem Ruder liefen, dann weil auch der Betrieb deutlich teurer geriet, als die Stadt geplant hatte.

In der aktuellen Ausgabe ist das "U" wieder vertreten: Erst als der Steuerzahler-Bund klagte, rückte die Stadt mit konkreten Angaben zu den Mehrkosten einzelner Bauabschnitte heraus. Die Dach- und Fachsanierung kostete demnach 23 Millionen Euro. Mehr als das vierfache der ursprünglich geplanten Kosten.

Wie viel das Projekt insgesamt verschlingt, kann die Stadt Dortmund bis heute nicht beziffern. Eine endgültige Abrechnung ist für Ende 2013 vorgesehen.

Hagener Museum zahlt 30.000 Euro für Fehlalarme 

Turnhalle undicht - Gutachten statt Reparatur in Hiddenhausen

Während einer Sanierung regnete es in die Turnhalle der Olof-Palme-Gesamtschule in Hiddenhausen hinein. Das Wasser lief auch unter den Hallenboden. Das war im August 2011. Bis Dezember geschah nichts, außer das Gutachter Gutachten schrieben. Insgesamt drei Stück, denn Stadt und Versicherer stritten sich über die Kosten.

Inzwischen war es mit einer einfachen Reparatur nicht mehr getan, denn durch den feuchten Boden hatte sich Schimmel gebildet. Statt rund 70.000 Euro betrug die Schadenshöhe nun schon 1,5 Millionen. Angesichts dieser Kostensteigerung entschied sich der Stadtrat für Plan B: Neubau. Der soll 2014 fertig werden. Bis dahin müssen die Kinder zum Sportunterricht in die Nachbarschulen gefahren werden.

Teure Fehlalarme im Emil-Schumacher-Museum Hagen

Für den Steuerzahler-Bund ist das Emil-Schumacher-Museum in Hagen ein Quell ewigen Ärgers. Nicht nur, dass die Folgekosten des Baus ständig stiegen. Zudem traten auch noch Hygieneprobleme auf. Trinkwasserleitungen sind mit Keimen befallen, deshalb müssen sie regelmäßig gespült werden.

Dabei schwankt der Wasserdruck, was mehrfach einen Alarm bei der Feuerwehr auslöste. Kostenpunkt für völlig unnötige Einsätze: 31.500 Euro. Erst nach Monaten wurde eine technische Lösung gefunden, mit der die Fehlalarme verhindert werden konnten.