Beirut. Rebellen der syrischen Opposition haben bei einer Offensive im August offenbar mindestens 190 Zivilisten getötet. Das berichtete die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch am Freitag in New York. “Die Operation war eine koordinierte und geplante Attacke auf die Zivilbevölkerung einiger alawitischer Dörfer“, sagte Nahost-Koordinator Joe Stork.

Syrische Rebellen haben einer Menschenrechtsorganisation zufolge ein Massaker an alawitischen Familien verübt und Hunderte Menschen als Geiseln genommen. In der Provinz Latakia wurden im August mindestens 190 Menschen getötet, wie Human Rights Watch am Freitag mitteilte.

Unter den Opfern seien auch Frauen und Kinder gewesen. Es handle sich um den ersten Fall von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, das von Rebellen verübt wurde, hieß es in dem Bericht unter dem Titel "Man kann immer noch ihr Blut sehen". "Häuser wurden zerstört und niedergebrannt", sagte die Human-Rights-Watch-Mitarbeiterin Lama Fakih, die in dem Gebiet war und mit Überlebenden sprach. "Die meisten Dorfbewohner sind nicht zurückgekehrt."

Im Morgengrauen des 4. August überrannten Rebellen Stellungen der syrischen Armee in der Provinz Latakia. Sie rückten dann in zehn Dörfer der Alawiten ein, zu deren muslimischer Glaubensrichtung auch Präsident Baschar al-Assad an gehört. In den Ortschaften hätten die Rebellen dann die Massaker verübt, so HRW. Zum Teil seien ganze Familien getötet worden, von denen einige auf der Flucht gewesen seien.

Operation wegen ihres Ausmaßes Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Angeführt worden sei die Offensive von islamistischen Rebellengruppen, die zum Teil der Extremistenorganisation Al-Kaida nahestehen. Aber auch vom Westen unterstützte Aufständische seien beteiligt gewesen. Unklar ist jedoch, wie weit diese Beteiligung ging und ob die FSA-Kämpfer auch gemordet haben.

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Ein Sprecher des syrischen Nationalrats sagte, seine Organisation verurteile alle Menschenrechtsverletzungen. Sollten Rebellen, die mit dem Nationalrat verbunden sind, an entsprechenden Verbrechen beteiligt sein, müssten sie sich dafür verantworten.

Die Operation sei wegen ihres Ausmaßes ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, hieß es in dem Bericht weiter. "Das war nicht das Werk von aggressiven Einzeltätern", sagte Joe Stork, bei Human Rights Watch zuständig für den Nahen Osten.

Mehr als 100.000 Menschen seit Beginn des Bürgerkriegs getötet

Menschenrechtler werfen auch den Soldaten von Präsident Assad Gewalttaten vor und beschuldigen die Regierung, Brandbomben und Streubomben auf dicht bevölkerte Gebiete zu werfen. Nach Angaben der Vereinten Nationen stehen Regierungstruppen hinter zwei Massakern in überwiegend sunnitischen Regionen im Mai, bei denen 450 Menschen ums Leben kamen. Seit Beginn des Bürgerkriegs vor mehr als zwei Jahren wurden mehr als 100.000 Menschen getötet.

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Allein bei einem Giftgaseinsatz nahe Damaskus starben Hunderte Menschen. Auf Druck Russlands und der USA sagte Assad zu, das Chemiewaffenarsenal seines Landes zu zerstören. Derzeit befinden sich Inspektoren der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) in dem Land. Für ihre Arbeit wurde die OPCW nun mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Syrische Truppen und mit ihnen vebündete Schiiten-Milizen aus dem Libanon und dem Irak eroberten nach Angaben aus der Oppsoition im Süden der Hauptstadt Damaskus zwei Vororte. Dabei seien 70 Menschen getötet worden. (rtr/dpa)