Paris. Bei einem Paris-Besuch haben Vertreter der syrischen Opposition scharfe Kritik an einer Aufwertung Assads durch das Vorgehen der UNO geübt. Die internationale Gemeinschaft habe “die Chemiewaffen berücksichtigt und die 100.000 Opfer des Konflikts vergessen“.
Führende Vertreter der syrischen Opposition haben die Vereinbarung zur Vernichtung von Syriens Chemiewaffen als eine Aufwertung von Staatschef Baschar al-Assad durch die Staatengemeinschaft verurteilt. "Diese Einigung ist eine Schande für die UNO, ein Skandal", sagte Kassem Saadeddin vom Oberkommando der Freien Syrischen Armee (FSA). Die internationale Gemeinschaft habe "die Chemiewaffen berücksichtigt und die 100.000 Opfer des Konflikts vergessen".
Saadeddin, ein früherer Oberst der syrischen Armee, der 2012 desertierte und sich der Opposition anschloss, war mit mehreren anderen Oppositionsvertretern des Bürgerkriegsland nach Paris gereist, um dort am Dienstag an einer Diskussion über Syrien in der Nationalversammlung teilzunehmen. Die Veranstaltung, zu der auch Parlamentarier und Wissenschaftler eingeladen wurden, wurde von dem sozialistischen Abgeordneten Philippe Baumel organisiert.
Auch interessant
Assad scheinbar wieder "respektabel, legitim" geworden
Der ebenfalls angereiste Chef des oppositionellen Provinzrates von Aleppo, Jahia Nanah, äußerte ebenfalls heftige Kritik an der Chemiewaffen-Vereinbarung, die eine US-Militärintervention in Syrien abwendete. Assad sei dadurch scheinbar wieder "respektabel, legitim" geworden, sagte Nanah. "Das ist, als ob die syrische Revolution wegen chemischer Waffen gemacht wurde, dabei wurde sie gestartet, um einen Rechtsstaat in Syrien zu schaffen", hob der Oppositionsvertreter hervor.
Saadeddin machte die internationale Gemeinschaft zudem für die Zersplitterung der syrischen Opposition verantwortlich. Sie sei "das Ergebnis der durch die internationale Gemeinschaft zugefügten Enttäuschungen und ihrer mangelnden Unterstützung". Dass sich vergangene Woche 13 Rebellengruppierungen von der Syrischen Nationalen Koalition losgesagt hatten, liege wahrscheinlich daran, "dass sie bessere Finanzierungsquellen gefunden" hätten.
Auch interessant
Opposition fordert endlich schwere Waffen
Saadeddin bekräftigte die Forderung der Opposition an die internationale Gemeinschaft nach schweren Waffen. "Wir haben nur leichte Waffen und alle Bekundungen (zur Unterstützung), die gemacht wurden, sind nichts als Tinte auf Papier", sagte der Oppositionsvertreter.
Noch habe die Opposition "weitgehend die Kontrolle über die Lage" in Syrien. "Aber je länger sich die Situation in die Länge zieht, je länger wir auf Waffen warten, die nicht kommen, desto unkontrollierbarer wird es", warnte Saadeddin. (afp)