Damaskus. Für die Chemiewaffenexperten in Syrien beginnt die eigentliche Arbeit. Nach einer Vorbereitungsphase geht es nun an die Vernichtung des Waffenarsenals. Assad bringt Deutschland als Vermittler ins Spiel - und bekommt eine Abfuhr.
Die Vernichtung des syrischen Chemiewaffenarsenals wird nun konkret. Das Expertenteam der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) begann am Sonntag an den Anlagen - darunter auch ein Forschungslabor - mit den Abbauarbeiten, wie die Nachrichtenagentur dpa aus UN-Kreisen erfuhr. Präsident Baschar al-Assad zeigte sich derweil offen für eine Vermittlerrolle Deutschlands in dem seit März 2011 andauernden Konflikt. Bundesaußenminister Guido Westerwelle erteilte ihm umgehend eine Absage.
Die Chemiewaffenexperten - unter ihnen Ingenieure und Chemiker - halten sich bereits seit vergangenem Montag in dem Bürgerkriegsland auf. Bislang hatten sie Vorbereitungstreffen mit Vertretern des syrischen Regimes geführt und zahlreiche Dokumente gesichtet. An wie vielen Einrichtungen genau gearbeitet wird, blieb zunächst offen. Nach Schätzungen verfügt das syrische Regime über rund 1000 Tonnen Chemiewaffen. Mitte 2014 soll das Land nach einem Beschluss des UN-Sicherheitsrates chemiewaffenfrei sein.
Assad wirbt um deutsche Vermittlung
Assad äußerte sich in einem Interview mit dem "Spiegel" offen für eine stärkere Rolle Deutschlands bei der Lösung des Konflikts. Deutschland und Österreich hätten "noch den objektivsten Blick" auf die Geschehnisse in der Region, sagte er. "Ich würde mich freuen, wenn Gesandte aus Deutschland nach Damaskus kämen, um mit uns über die wahren Verhältnisse zu sprechen (...) Sie können dann hier Überzeugungsarbeit leisten." Zugleich bestritt er erneut Giftgasangriffe auf Zivilisten und die bewaffnete Opposition.
Westerwelle wies Assads Angebot mit scharfen Worten zurück. "Wir haben mit Lakhdar Brahimi einen Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen, dessen Vermittlungsbemühungen für eine politische Lösung wir mit aller Kraft unterstützen", sagte er "Spiegel online" während eines Afghanistan-Besuches. Eine Lösung des Konflikts müsse bei der seit langem geplanten Genfer Konferenz und Gesprächen der Bürgerkriegsparteien gefunden werden - nicht aber über einzelne Länder, die in den Konflikt eingreifen. Er fügte mit Blick auf Assads Äußerungen zu Giftgaseinsätzen in Syrien hinzu: "Leugnen und Abstreiten sind sicher nicht geeignet, einer friedlichen Lösung in Syrien den Boden zu bereiten."
Norwegen soll helfen - es ist neutral und verfügt über große Wassermengen
Norwegen soll nach einem Medienbericht eine größere Rolle bei der Vernichtung der Chemiewaffen spielen. Wie der Rundfunksender NRK am Samstag berichtete, haben die USA und Russland das Land am Rande des UN-Gipfels in New York gebeten, bei der Zerstörung der Waffen zu helfen.
Aufgrund der politischen Stabilität Norwegens und der vorhandenen Wassermengen, die zur Vernichtung der Gase benötigt würden, gelte das Land als geeignet. Ob der Anfrage entsprochen werde, sei nun eine der ersten Entscheidungen, die eine neue norwegische Regierung treffen müsse. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Bestätigung für den Bericht.
Einige Gase und Chemikalien seien so gefährlich, dass sie in Syrien selbst zerstört werden müssten, berichtete NRK weiter. Auch Waffen mit Sprengköpfen müssten vor Ort vernichtet werden. Der Syrienkonflikt hat laut UN inzwischen mehr als 100.000 Menschen das Leben gekostet. (dpa)