Berlin/Kundus. Der Einsatz von Kampffliegern gegen Aufständische in Nordafghanistan ist selten. Jetzt hat wieder ein deutscher Kommandeur den Befehl dazu gegeben - um die afghanischen Streitkräfte zu unterstützen. Dabei werden Erinnerungen wach an das tragische Bombardement von Kundus, bei dem 91 Menschen starben.
Erstmals seit mehr als zwei Jahren sind in Nordafghanistan auf Befehl der Bundeswehr Aufständische von einem Kampfjet bombardiert worden. Der Einsatz einer US-Maschine vom Typ A-10 erfolgte am Samstagnachmittag (Ortszeit) nach einem Angriff auf einen Außenposten der afghanischen Streitkräfte bei Isa Khel in der Nähe des deutschen Feldlagers von Kundus. Nach ersten Untersuchungen seien durch den Abwurf einer Bombe keine Zivilisten getötet worden, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am Sonntag mit. Die afghanischen Streitkräfte vermuteten drei getötete Aufständische. Dies sei aber von der internationalen Schutztruppe Isaf noch nicht bestätigt worden.
Die Unterstützung aus der Luft war von den afghanischen Streitkräften angefordert worden, nachdem sie sich in einem stundenlangen Gefecht nicht gegen die Taliban durchsetzen konnten. Vor dem Bombardement habe der Kampfjet das Gebiet zweimal zur Warnung überflogen, aber keine Wirkung erziel, hieß es aus dem Einsatzführungskommando. Bei dem Einsatz seien alle Regeln und Vorschriften der internationalen Schutztruppe Isaf eingehalten worden.
Erinnerung an tragischen Angriff auf Tanklaster
Der lokale Polizeichef Ghulam Mohayyuddin sprach von einem dreieinhalbstündigen Gefecht. Angesichts einer großen Zahl von Angreifern hätten Polizei und die afghanische Armee Verstärkung geschickt. Zur Frage der Opfer machte der Polizeichef andere Angaben als die afghanischen Streitkräfte. Er berichtete, vier Aufständische und ein Polizist seien getötet worden. Bei dem Luftangriff selbst hat es nach seinen Angaben keine Opfer gegeben.
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Im nordafghanischen Zuständigkeitsgebiet der Bundeswehr ist der Waffeneinsatz aus der Luft gegen die Taliban äußerst selten. Laut Einsatzführungskommando schoss zuletzt im Februar 2011 ein von deutscher Seite angeforderter US-Flieger mit seiner Bordkanone auf Aufständische. Am 4. September 2009 bombardierte die US-Luftwaffe auf Befehl des deutschen Oberst Georg Klein zwei Tanklaster, die auf einer Sandbank des Kundus-Flusses festgefahren waren. Klein ging davon aus, dass die Transporter als fahrende Bomben gegen die Bundeswehr genutzt werden könnten. Bei dem Bombardement kamen mindestens 91 Menschen ums Leben, darunter viele Zivilisten. (dpa)