Berlin. .

Nach dem Angriff auf einen Tanklaster in Afghanistan mit vielen toten Zivilisten zahlt die Bundeswehr den Familien der Hinterbliebenen eine Entschädigung. Insgesamt rund eine halbe Million Dollar.

Die Entschädigung der Opfer des Luftschlages von Kundus im Herbst des vergangenen Jahres ist geregelt. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums vom Donnerstag werden die Familien der insgesamt 102 Toten und überlebenden Verletzten jeweils 5000 US-Dollar (umgerechnet etwa 3800 Euro) erhalten. Diese „Unterstützungsleistung“ sei nicht mit einer Anerkennung der Rechtspflicht verbunden, sagte ein Ministeriumssprecher. Vielmehr sei es um eine rasche praktische Hilfe für die Angehörigen gegangen, die noch im August abgeschlossen sein soll.

Damit bestätigte das Ministerium einen Bericht des Online-Dienstes „stern.de“ vom selben Tag, wonach in Gesprächen mit Dorfältesten und den Angehörigen ein Ergebnis erreicht wurde. Den „stern.de“-Angaben zufolge werden für die Zahlungen extra Konten in Kundus eingerichtet. „Wir wollten unbedingt vermeiden, dass das Geld in falsche Hände kommt“, sagte der Bundeswehr-Kommandeur in Kundus, Oberst Reinhardt Zudrop.

Bombardierung im September 2009

Hintergrund ist eine von einem deutschen Oberst angeordnete Bombardierung zweier durch Aufständische gestohlener Tanklastzüge am 4. September 2009. Dabei waren nahe dem nordafghanischen Kundus zahlreiche Menschen getötet worden. Nach ersten Meldungen, wonach ausschließlich 56 Taliban umgekommen seien, wurde im ISAF-Untersuchungsbericht von bis 142 Opfern gesprochen. Die Bundeswehr kam nun in gemeinsamen Ermittlungen mit der Afghanischen Menschenrechtskommission zu einer Zahl von 91 Toten und 11 Schwerverletzten.

Die Auszahlungen entsprechen nach Ministeriumsangaben der „landestypischen Art und Sitte“. In gleicher Höhe waren auch die Angehörigen der fünf afghanischen Soldaten entschädigt worden, die am Karfreitag bei Kundus versehentlich von der Bundeswehr getötet worden waren. Damals hatten deutsche Soldaten auf zwei zivile Fahrzeuge gefeuert, die trotz Aufforderung nicht angehalten hatten. Später stellte sich heraus, dass es sich um Wagen der Afghan National Army (ANA) handelte. (ddp)