Essen. . SPD und Grüne müssen offenbar mehr als 10.000 Plakate austauschen. Die „natürliche“ Alternative für Plastik- und Holz-Wahlwerbung hält dem Regen nicht Stand. Von „Wetterfestigkeit“ kann keine Rede sein. Nun läuft eine riesige Neuplakatierungs-Aktion an.

Die SPD kommt der Ärger mit nicht wetterfesten Wahlplakaten offenbar teuer zu stehen. Eine Berliner Medien-Agentur sagte dieser Zeitung, sie habe von der SPD einen dicken Zusatzauftrag für den Austausch der betroffenen Plakate erhalten. Die Partei zahle dafür eine „siebenstellige Summe“.

Insider aus der Plakat-Werbebranche munkeln von bundesweit mehr als 100.000 SPD-Plakaten in miserabler Qualität. Ein SPD-Sprecher erklärte auf Nachfrage, dass insgesamt 10,5 Prozent der 900.000 Wahlplakate in den Formaten A1 (59 x 84 cm) und A0 (84 x 119 cm) ausgetauscht werden müssten. Bei starkem Regen lösen sie sich auf und fallen vom Laternenmast. Über den Preis dieser Austauschaktion und die hierfür verpflichtete Firma wollte sich die Partei aber nicht äußern.

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Nach WAZ-Informationen werden diese „Eco-Wave“-Plakate von einer Firma in Solingen vertrieben, die seit langem Sozialdemokraten und Gewerkschaften mit Werbematerial ausstattet. „Eco-Wave“-Werbung soll schon im NRW-Landtagswahlkampf 2012 zum Einsatz gekommen sein. Die Plakate waren der SPD als „besonders wetterfest“ verkauft worden. 100 Prozent Naturprodukt, umweltverträglich und „strapazierbar“. Ein gewagtes Versprechen, wie man nun weiß.

Gewaltige Probleme haben auch die Grünen mit ihren speziellen Plakaten aus umweltfreundlicher, besonders dünner „Outdoor-Pappe“. Sie werden von der Firma „Pappwelle“ in Berlin vertrieben. „Mindestens 50 Tage Witterungsfestigkeit“ attestiert „Pappwelle“ seinen Produkten. Einer der Slogans lautet: „Draußen ist immer Wetter – die Outdoor-Welle hält.“ Aber in ganz Deutschland lösten sich in den letzten Tagen Tausende dieser Plakate bei Unwettern in ihre Bestandteile auf. Auch sie sollten eine die Natur schonende Alternative sein zu den bisher üblichen Werbeflächen aus Pressholz und Papier sowie den Plastik-Tafeln.

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Dann doch lieber Holz

In Dutzenden Kreisverbänden der Grünen regt sich Unmut. Viele Parteimitglieder gehen inzwischen wider dazu über, die klassischen Holz-Tafeln mit Postern zu bestücken.

Ein Sprecher der Grünen bestätigte die Probleme: „Nach den Regenfällen und Unwettern der letzten Woche sind in mehreren Kreisverbänden Schäden an Pappwelle-Plakaten aufgetreten. Dass Plakate durch Unwetter in Mitleidenschaft gezogen werden, gehört zum Wahlkampf dazu. Trotzdem mussten wir feststellen, dass die gelieferten Plakate nicht die vertraglich zugesicherte und getestete Wetterfestigkeit haben. Wir haben diesen Mangel beim Anbieter angezeigt. Den betroffenen Kreisverbänden stellen wir als Ersatz kostenlos herkömmliche Hartfaser-Platten und Plakate zur Verfügung.“