Essen. Der Anteil der Menschen ohne deutschen Pass in NRW ist weniger stark gestiegen als angenommen. Zum Stichtag des Zensus 2011 wurden 1,6 Millionen Ausländer gezählt. In den Städten des Reviers ist die Zahl der Ausländer in 25 Jahren kräftig gestiegen.

Nordrhein-Westfalen ist für Ausländer ein Magnet. 1,6 Millionen Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft leben hier, das ist ein Bevölkerungsanteil von 9,6 Prozent. Ihre Zahl ist seit einem Vierteljahrhundert um 27,5 Prozent gestiegen. Bundesweit liegt NRW damit – noch hinter Baden-Württemberg und Bremen – auf Platz 6 der Länder.

Das Statistische Landesamt it.nrw hat heute neue Ergebnisse der jüngsten Volkszählung, des Zensus 2011, veröffentlicht. Sie überraschen in einem Punkt: Die jetzt in NRW gezählte Zahl der 1,6 Millionen Ausländer liegt um 300 000 hinter den Erwartungen zurück. Aber das gilt auch für die Zahl der Deutschen insgesamt. Bundesweit, ergab der Zensus, leben zwischen Flensburg und Füssen fast zwei Millionen Menschen weniger als noch vor Kurzem geschätzt.

Auffallend hoher Ausländer-Zuwachs in Münster

Dabei ist der Eindruck, dass deutlich mehr Ausländer im Straßenbild zu sehen sind, durchaus richtig. So wurden 1987 im Ruhrgebiet 401 288 Ausländer gezählt. Heute sind es 498 760 - 9,9 Prozent der gesamten Revierbevölkerung von fünf Millionen. Wichtig, gerade in Zusammenhang mit den Revierzahlen: Die Volkszählung hat die Zahl der Ausländer erfassen können, nicht die der Zuwanderer. Denn ein großer Teil von ihnen ist längst eingebürgert.

Einen auffallend hohen Ausländer-Zuwachs meldet Münster. Hier leben heute 21 170 Menschen ohne deutschen Pass – von insgesamt 289 000 Einwohnern. 1987, bei der letzten Volkszählung, waren es gerade 10 000. Ein Plus von 95,6 Prozent.

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Sehr hohe Ausländeranteile verzeichnen das sauerländische Werdohl (17,7 Prozent) und die Gemeinden am unteren Niederrhein. Hier haben sich besonders viele Niederländer angesiedelt – wegen der Jobs. Kranenburg weist einen Ausländeranteil von 28,9 Prozent, die Selfkant-Gemeinden im Kreis Heinsberg sogar von 33,6 Prozent auf. So kommt es auch, dass der Kreis Kleve mit 18,5 Prozent einen doppelt so hohen Ausländeranteil kennt wie das Ruhrgebiet.

Dennoch ist auch in den Städten des Reviers die Zahl der Ausländer in 25 Jahren kräftig gestiegen. Das zeigen die Essener Daten: 38 087 lebten hier Ende der 80er-Jahre. Heute sind es 55 490. Ein Zuwachs um 45,7 Prozent, der im Ruhrgebiet nur noch von Mülheim überholt wird: Während der Anteil der Einwohner mit deutschem Pass um 9,5 Prozent schrumpfte, stieg die Zahl der Ausländer um 55 Prozent auf 17 270. Das sind 10,3 Prozent der Bevölkerung.

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Andere Revierstädte siedeln sich dazwischen an. Oberhausen meldet einen Zuwachs von 40,9 Prozent, Duisburg von 16,8 Prozent auf 72 960 Bürger. Bochums ausländische Bevölkerung legte um 30,4 Prozent zu, Dortmunds um 41,3, Hagen und Herne sind mit zwischen 13 und 14 Prozent eher im unteren Zuwachsbereich.

Höchster Ausländeranteil der Bundesländer hat Hamburg

Interessant sind die Zahlen aus Südwestfalen. Die großen Schwankungen von Ort zu Ort und Kreis zu Kreis fallen auf. So ist die ausländische Bevölkerung im Kreis Siegen-Wittgenstein um 19,1 Prozent gewachsen, in Soest um 21,2 Prozent, aber im Kreis Olpe mit plus 34 Prozent deutlich über dem Landesschnitt. In Sprockhövel im Ennepe-Ruhr-Kreis, wo die Ausländerzahl kreisweit insgesamt nur um 9,5 Prozent zunahm, leben heute 66 Prozent mehr. Im Märkischen Kreis (insgesamt plus 11,3 Prozent) fällt auf, dass Altena nicht nur einen massiven Rückgang der deutschen Bevölkerung zu verzeichnen hat (minus 20,1 Prozent), sondern mit minus 33,7 Prozent auch erheblich weniger Menschen ohne deutschen Pass in seinen Grenzen wohnen hat als noch 1987. Statt 2247 noch 1490 Köpfe.

Am Niederrhein spielt – mit Ausnahme eben der sehr grenznahen Gebiete zu Holland – der ausländische Bevölkerungsanteil weniger eine Rolle. Beispiel Kreis Wesel: 6,5 Prozent der Bevölkerung sind hier Ausländer, der Zuwachs liegt nur bei 3,9 Prozent.

Den höchsten Ausländeranteil der Bundesländer hat Hamburg; 12,4 Prozent. Es folgen Berlin (11,3 Prozent), Hessen (11,1 Prozent), Baden-Württemberg (10,8 Prozent) und Bremen mit 10,8 Prozent. Auch die rheinischen Metropolen Köln und Düsseldorf haben mit mehr als 16 Prozent viele Ausländer in ihren Stadtgrenzen.