Berlin. In Deutschland leben rund 1,5 Millionen weniger Menschen als bisher angenommen. Das zeigen die Ergebnisse der ersten Volkszählung nach mehr als 20 Jahren, die das Statistische Bundesamt am Freitag in Berlin vorstellte. Zum Stichtag am 9. Mai 2011 wurden demnach insgesamt 80,2 Millionen Einwohner gezählt.
Deutschland hat weniger Einwohner als bislang angenommen: Aktuell leben rund 80,2 Millionen Menschen in der Bundesrepublik. Das ergab der Zensus 2011, den das Statistische Bundesamt am Freitag in Berlin vorstellte. Es ist die erste Volkszählung in Deutschland seit mehr als zwei Jahrzehnten. Bislang waren die Statistiker von einer Einwohnerzahl von 81,8 Millionen ausgegangen.
Knapp 6,2 Millionen davon waren ausländische Staatsangehörige, wie die Bevölkerungsbefragung von 2011 ergab. Vor allem bei den Ausländern wurde bislang von einer deutlich höheren Zahl ausgegangen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes leben in der Bundesrepublik aber etwa 1,1 Millionen Ausländer weniger als bisher angenommen.
Im Ruhrgebiet 1,5 Prozent kleinere Bevölkerung als angenommen
In Nordrhein-Westfalen leben 17.538.251 Menschen. Diese Einwohnerzahl gab das Statistische Landesamt am Freitag in Düsseldorf als Ergebnis der Volkszählung bekannt. Zum sogenannten Zensusstichtag 9. Mai 2011 hatte das bevölkerungsreichste Bundesland also 297.018 Einwohner weniger als bisher angenommen. Mit 1.005.775 Einwohnern folgt Köln als viertgrößte Stadt Deutschlands auf Berlin, Hamburg und München.
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Innerhalb Nordrhein-Westfalens folgen auf den weiteren Plätzen Düsseldorf (586 291 Einwohner), Dortmund (571 143 Einwohner) und Essen (566 201 Einwohner). Die kleinste Gemeinde in NRW ist Dahlem im Kreis Euskirchen mit 4 196 Einwohnern. Im Ruhrgebiet lebten am 9. Mai 2011 insgesamt 5 062 307 Menschen.
In 298 von 396 Städten und Gemeinden lag die beim Zensus 2011 ermittelte Einwohnerzahl unter der bislang veröffentlichten. Die höchsten Abweichungen (Stand Fortschreibung: 31.12.2011) wurden für Blankenheim im Kreis Euskirchen (+4,9 Prozent) und Schöppingen im Kreis Borken (-17 Prozent) festgestellt. In den größten Städten Nordrhein-Westfalens wich die Bevölkerungszahl wie folgt ab: Köln: -0,3 Prozent, Düsseldorf: -0,5 Prozent, Dortmund: -1,6 Prozent, Essen: -1,3 Prozent. Im Ruhrgebiet leben 1,5 Prozent weniger Einwohner als bisher angenommen.
Wohnungsleerstand in NRW deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt
Zum Stichtag der Erhebung gab es in Nordrhein-Westfalen 8 883 437 Wohnungen, die sich auf 3 902 264 Gebäude verteilten. Das sind etwa 1,7 Millionen Wohnungen (+23,8 Prozent) mehr als bei der letzten Volkszählung 1987. Die Zahl der Gebäude mit Wohnraum stieg seit 1987 um fast 850000 (+27,8 Prozent).
Laut Gebäude- und Wohnungszählung liegt der Anteil der Wohnungen, die vom Eigentümer selbst bewohnt werden in NRW bei 40,1 Prozent. Den höchsten Anteil im Land verzeichnete mit 73,7 Prozent die Stadt Marienmünster (Kreis Höxter), den niedrigsten mit 22,1 Prozent die Stadt Gelsenkirchen.
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Eine wichtige Kennzahl ist auch die sog. Leerstandsquote. In NRW beträgt sie rund 3,7 Prozent. Damit stehen in NRW deutlich weniger Wohnungen leer als im Durchschnitt aller Bundesländer (4,5 Prozent). Die höchste Leerstandsquote in Nordrhein-Westfalen wurde mit 10,5 Prozent für die Stadt Altena (Märkischer Kreis), die niedrigste mit jeweils 1,5 Prozent für Schöppingen (Kreis Borken) und Recke (Kreis Steinfurt) ermittelt.
Die flächendeckend durchgeführte Gebäude- und Wohnungszählung war erforderlich, da es weder auf Landes- noch auf Bundesebene ein Register für Gebäude und Wohnungen gibt. Nur durch die Befragung aller Eigentümer/-innen konnte eine verlässliche Datenbasis zum Bestand der Wohnimmobilien und zur Wohnsituation der Menschen in Deutschland geschaffen werden. Die Ergebnisse dienen zudem als Grundlage für weitere Auswertungen, die z. B. die Frage beantworten werden, wie viel Wohnraum Familien mit Kindern zur Verfügung steht.
Erste Volkszählung seit zwei Jahrzehnten
Der Anteil Nordrhein-Westfalens an der gesamten Bevölkerung Deutschlands (80,2 Millionen Einwohner) beträgt 21,9 Prozent und stieg um 0,1 Prozentpunkte. Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste Bundesland in Deutschland, gefolgt von Bayern mit 12,4 Millionen und Baden-Württemberg mit 10,5 Millionen
Es war die erste Volkszählung in Deutschland seit mehr als zwei Jahrzehnten. Die Einwohner waren zuletzt 1987 in der damaligen Bundesrepublik gezählt worden. Die Einwohner wurden zuletzt 1987 in der damaligen Bundesrepublik und 1981 in der DDR gezählt. Auf der Grundlage der damaligen Ergebnisse wurden die Daten bislang fortgeschrieben und im Laufe der Zeit immer ungenauer.
Kritik von Datenschützer Schaar am Zensus
Die Datenerhebung für den neuen Zensus hatte im Jahr 2011 begonnen. Im Unterschied zu einer klassischen Volkszählung wurde dafür nur ein Drittel der Bevölkerung befragt - persönlich oder schriftlich. Weitere Daten wurden aus den Melderegistern der Kommunen, dem Register der Arbeitsagentur und anderen Quellen zusammengetragen.
Der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisierte jedoch, dass in Kliniken, Haftanstalten und Altersheimen personenbezogene Daten erhoben wurden. "In diesen sogenannten Sonderbereichen hätte man keine namentliche Zählung durchführen sollen", sagte Schaar der Online-Ausgabe der Tageszeitung "taz". Bei einigen dieser Bereiche könne schon eine Zuordnung die Betroffenen stigmatisieren, etwa Häftlinge oder psychisch Kranke.(afp/dpa)