Uni-Rektoren befürchten Spaltung der Hochschullandschaft
•
Lesezeit: 3 Minuten
Essen. . Elitäre Forschungsunis auf der einen, Massenunis für die Ausbildung auf der anderen Seite: Dieses Szenario befürchten einige Rektoren. Damit der elitäre Zirkel bei der Hochschulrektorenkonferenz nicht noch mehr Einfluss bekommt, ist offenbar eine Kandidatin “abgestraft“ worden.
Der Streit zwischen den Hochschulen wird schärfer. Seit sich 15 Universitäten in dem elitären Zirkel „German U 15“ verbündeten, geht ein Riss durch die deutsche Hochschullandschaft. Deutlich wurde dies bei der letzten Sitzung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der Vertretung von fast 270 Hochschulen, in Nürnberg. „Hinter den Kulissen hat es ordentlich gerummst“, sagte ein Teilnehmer anschließend.
Was war passiert? Dass den Hochschulen Geld fehlt, dass sie seit Jahren unterfinanziert sind, darin waren sich noch alle einig. Der Bund soll sich endlich mehr engagieren und Tausende neuer Professorenstellen einrichten, lautete die einhellige Forderung.
3000 Bundesprofessoren
3000 neue Stellen seien nötig, sogenannte „Bundesprofessoren“, um den Personalmangel zu beheben und den Studentenansturm zu bewältigen. Da aber Professorenstellen bislang Ländersache sind, verlangen die Rektoren eine Änderung des Grundgesetzes, damit Berlin wieder in Bildungsangelegenheiten der Länder hineinwirken kann – aber nur mit Geld.
„Die Änderung des Grundgesetzes ist sehr dringend“, betonte der streitbare HRK-Präsident Horst Hippler. Die klammen Länder seien nicht mehr in der Lage, vor allem die großen und forschungsstarken Universitäten ausreichend zu finanzieren, begründet er den Vorstoß.
Wenn ab 2020 die Schuldenbremse greift, befürchten die Professoren Schlimmes. Was vielen Ländern drohe, sehe man bereits in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern – dort sollen die Hochschulen pro Jahr mit 50 Millionen Euro weniger auskommen.
Streit um die Verteilung
Sprachen die Rektoren bei der Forderung nach mehr Geld noch mit einer Stimme, brachte die Frage der Verteilung die Gemüter in Wallung. Dass sich die HRK in einen Club der selbsternannten Eliten und den großen Rest akademischen Fußvolkes zweiteilt, zeigte sich bei der Kandidatur der Leipziger Uni-Rektorin Beate Schücking als Vizepräsidentin der HRK. Die Dame fiel durch, sie wurde „abgestraft“, sagte ein Beobachter.
Warum? Die Mehrheit ließ sie durchfallen, weil mit ihr eine weitere Repräsentantin der großen „U 15“ ins Präsidium eingezogen wäre. Die Ohrfeige galt aber nicht nur Beate Schücking, sie war auch für Hippler bestimmt, der sie selbst als Vize vorgeschlagen hatte. Nun standen beide belämmert da.
Machtkampf um Geld und Ruhm
Damit eskalierte ein Streit, der schon länger im Hintergrund schwelte. Es ist ein Machtkampf um Gelder und Ressourcen, um Ruhm und Ansehen, um Forscher und Studenten – letztlich um die Frage, wer in Zukunft zu den bedeutenden Forschungs-Universitäten zählen darf und wer hauptsächlich die Studentenmassen ausbilden soll.
HRK-Präsident Hippler setzt in diesem Kampf offenbar wenig auf Ausgleich und Diplomatie. „Er ist kein Integrator“, sagte ein Teilnehmer, „er setzt auf ein konservatives Eliteverständnis.“ Kein Wunder, kommt Hippler doch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das im Exzellenzwettbewerb den Elitestatus gewann.
Radtkes Brief schaffte es zwar nicht auf die Tagesordnung der Konferenz, war aber am Rande das beherrschende Thema. Der Brief habe das „sonst eher dröge Stelldichein regelrecht gerockt“, hieß es. Doch die Fronten scheinen verhärtet: Hippler will seine Kandidatin bei der nächsten Sitzung erneut präsentieren. Eine Rebellion der unzufriedenen Rektoren sei dann nicht mehr auszuschließen.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.