Essen. In NRW stehen zwei Jahrgänge vor dem Abitur, aber unter anderem wegen der verschärften Zugangsbedingungen an den Universitäten wächst die Sorge der Schüler, keinen Studienplatz zu bekommen. Bis 2015 sollen in NRW 95.000 weitere Studienplätze geschaffen werden.

Der Mangel an Studien­plätzen in Nordrhein-Westfalen ist offenbar dramatischer als bislang ­erwartet. „Der Hochschulpakt II mit seinen 330.000 zusätzlichen Plätzen bundesweit reicht nicht aus. Allein bis 2015 brauchen wir fast doppelt so viele und bis 2020 insgesamt über eine Million neue Studienplätze“, sagt Dieter Dohmen, der Leiter des Berliner Forschungsinstituts für ­Bildung und Sozialökonomie.

Währenddessen wächst die Sorge der nordrhein-westfälischen Abi­turienten, sie könnten durch die sich verschärfenden Zulassungsbeschränkungen keinen Studienplatz erhalten. Die Studienberatungen der Universitäten berichten von Abiturienten, die vor dem Hintergrund des steigenden Numerus clausus ­erwägen, ein freiwilliges soziales Jahr einzulegen oder sich für eine ­berufliche Ausbildung entscheiden.

Auch die Hochschulrektoren-Konferenz betrachtet die beiden Abi­turjahrgänge in NRW als „große Herausforderung“, so deren Sprecherin Susanne Schilden. Der Hochschulpakt II sei unterfinanziert, ­benötige sechs bis acht Milliarden Euro mehr. Man sei lange von einem „kurzfristigen Berg“ studierwilliger Abiturienten ausgegangen, tatsächlich handele es sich um ein „lang­fristiges Hochplateau“.

NRW schafft 95.000 weitere Plätze

Dass in Nordrhein-Westfalen viele Studienplätze geschaffen wurden, wird dabei allgemein anerkannt. Bis 2015 schafft das Land laut Wissenschaftsministerium 95.000 weitere Studienplätze. „Insgesamt zehn Milliarden Euro nimmt die Landes­regierung bis 2020 in die Hand. Eine Milliarde davon kommt vom Bund aus dem Hochschulpakt. Für uns steht fest: Mehr Studienanfänger muss auch mehr Geld für die Hochschulen bedeuten“, sagt Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (Die Grünen). Sie fordert die Sicherheit, für jeden zusätzlichen Studenten mehr Geld vom Bund zu ­bekommen.

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Von einem „Skandal“ spricht der Hamburger Studienplatzklage-Anwalt Dirk Naumann zu Grünberg. Während in Deutschland Ärzte dringend gebraucht würden, zwinge der hohe Notenschnitt 15.000 Abiturienten in jahrelange Warteschleifen. Wegen der beiden Abiturjahrgänge sei die Zahl der Studienplatz-Klagen auch außerhalb des Faches Medizin stark angestiegen. Naumann zu Grünberg: „In diesem Jahr erwarten wir mit den bevölkerungsreichen Bundesländern NRW und Hessen einen Höhepunkt.“