Essen. . Nach seinem “Wutbrief“ an die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) war Essens Uni-Rektor Ulrich Radtke bei der HRK-Mitgliederversammlung in Nürnberg ein gefragter Gesprächspartner. Seine Kritik an elitären Uni-Zusammenschlüssen war das beherrschende Thema und sorgte für eine angespannte Stimmung.
Am Mittwoch saß er wieder an seinem Schreibtisch in Essen. Zum Uni-Alltag ist Prof. Ulrich Radtke aber noch nicht zurückgekehrt. Nach seinem „Wutbrief“ an die Hochschulrektorenkonferenz, dem Gremium von 268 Uni- und Fachhochschul-Rektoren, war Essens Uni-Rektor bei der HRK-Mitgliederversammlung in Nürnberg ein gefragter Gesprächspartner. Die Reaktionen auf seine Kritik an elitären Uni-Zusammenschlüssen reichten von Schulterklopfen bis zu verbalen Seitenhieben. Angespannt sei die Stimmung gewesen, die kritisierten Unis hätten sich falsch verstanden gefühlt.
Offizieller Tagesordnungspunkt war sein Brief zwar nicht, die HRK-Spitze habe wenig Interesse an einer Debatte gezeigt. „Aber es war das beherrschende Thema. Alle waren im Grunde sehr dankbar dafür, das ich es angestoßen habe.“ Eine Arbeitsgruppe soll sich nun damit beschäftigen, Essens Rektor wird wohl von einigen Kollegen zur Mitarbeit vorgeschlagen. „Bis zur nächsten Versammlung in einem halben Jahr in Karlsruhe müssen wir ein Ergebnis habe. Und wenn es bis dahin keines gibt, ist das auch eines.“
Wenige gewinnen - Viele leiden
Das oberste Ziel müsse es sein, dass die HRK wieder mit einer Stimme spreche und nicht in Untergruppen zerfalle. Nur die „zweit- oder drittbeste Lösung“ wäre es, selbst einer Gruppe von Unis anzugehören und sich so zu stärken. „Ich selbst würde das nicht forcieren.“
Radtke hatte kritisiert, dass Zusammenschlüsse wie die von 15 großen deutschen Universitäten (U15) oder neun Technischen Universitäten (TU9) den akademischen Wettbewerb verhinderten. „Unser System ist stark, weil wir in der Breite stark aufgestellt sind.“ Dass künftig wenige Unis zu Lasten vieler mehr Mittel bereitgestellt bekommen könnten, sei der falsche Weg. In seinem Brief an die HRK war die Rede von den „Anfängen einer Kannibalisierung“. Das sei keine Nestbeschmutzung. Radtke: „Ich denke dass die Mehrheit in der HRK diese Diskussion will und dass man ihr auch nicht ausweichen kann.“