Dhaka. Islamisten in Bangladesch fordern die Todesstrafe bei Blasphemie und schärfere Geschlechtertrennung. Statt mit politischen Mitteln zu kämpfen, belagern sie Hauptstadt Dhaka, legen Brände, randalieren, schmeißen Steine. Als die Polizei einschreitet, gibt es Straßenschlachten. Mindestens 36 Menschen sterben.
Bei Massenprotesten für härtere Blasphemiegesetze und strengere Geschlechtertrennung in Bangladesch sind nach Angaben von Polizei und Ärzten mindestens 36 Menschen getötet und mehrere hundert weitere verletzt worden. Teile der Hauptstadt Dhaka wurden durch die Zusammenstöße zwischen Anhängern der radikalen Bewegung Hefajat-e-Islam und der Polizei regelrecht in ein Schlachtfeld verwandelt. Zwei pro-islamistische Fernsehsender wurden von den Behörden geschlossen.
Die Polizei setzte nach eigenen Angaben Lärm- und Tränengasgranaten sowie Gummigeschosse und Wasserwerfer gegen die mindestens 70.000 Demonstranten ein, die seit Sonntag den Finanzbezirk Motijheel in Dhaka blockierten. Hunderte Banker und Versicherungsmitarbeiter mussten wegen der Ausschreitungen in ihren Büros übernachten. Augenzeugen berichteten von Brandstiftungen in Geschäften, Barrikaden aus gefällten Bäumen und von mit tausenden Steinen übersäten Straßen.
Ein Polizeisprecher begründete den massiven Polizeieinsatz mit der Gewalt der Demonstranten, die mit Steinen, Eisenstangen und Bambusspeeren auf die Einsatzkräfte losgegangen seien. Nach Angaben eines Beamten in einem Krankenhaus wurden elf Tote eingeliefert, darunter ein Polizist mit tödlichen Kopfverletzungen durch Machetenhiebe. Laut Polizei und Ärzten wurden 25 weitere Menschen bei den Protesten getötet, darunter mehrere in Städten außerhalb von Dhaka.
Behörden verhängen Demonstrationsverbot
Ein Hefajat-Sprecher sagte, die Zahl der Toten und Verletzten liege weit über den offiziellen Angaben. Zahlen nannte er jedoch nicht. Die Oppositionspartei BNP warf der Regierung vor, "hunderte Menschen" getötet und ihre Leichen versteckt zu haben. Beweise legte sie jedoch nicht vor.
Für Montag verhängten die Behörden ein Demonstrationsverbot über Dhaka. Zwei pro-islamistische Fernsehsender, die Bilder des Einsatzes in Motijheel gezeigt hatten, wurde von Beamten in Zivil gezwungen, ihre Sendungen einzustellen.
Rund 200.000 Anhänger der neu gegründeten Hefajat-e-Islam waren am Sonntag auf sechs Autobahnen nach Dhaka marschiert und hatten den Verkehr lahmgelegt. Auch die Verbindung zum wichtigsten Hafen des Landes in Chittagong war blockiert. Der angeblich 90 Jahre alte Hefajat-Anführer Allama Shah Ahmad Schafi, der die Proteste initiiert hatte, wurde von der Polizei "aus freiem Willen" von Dhaka nach Chittagong ausgeflogen. Laut Polizei war die Lage am Montag im Stadtzentrum wieder unter Kontrolle.
Hefajat verlangt die Umsetzung eines 13-Punkte-Plans: Dazu zählen die Einführung der Todesstrafe für Gotteslästerung, die Wiederaufnahme des Bezugs auf Allah in der Verfassung und eine striktere Geschlechtertrennung. Zudem fordert die islamistische Bewegung verpflichtenden Religionsunterricht und die Beschränkung der Aktivitäten christlicher Missionare. Ministerpräsidentin Sheikh Hasina erklärte, sie werde den Forderungen nicht nachgeben und lehne ein Blasphemiegesetz ab. (afp)