Dhaka. Hunderttausend radikale Islamisten sind in Bangladesch für die Verschärfung der Blasphemiegesetze und strengere Geschlechtertrennung auf die Straße gegangen. Vor der größten Moschee des Landes wurde bei Zusammenstößen mit der Polizei mindestens ein Mensch getötet.
Der Polizeichef von Tongi im Norden von Dhaka sagte der Nachrichtenagentur AFP, mindestens 100.000 Hefajat-Aktivisten hätten seit dem Morgengrauen die Autobahn besetzt. Demonstranten blockierten auch die Autobahnen in Jatrabari und Demra, so dass die Hauptstadt vom Nordosten und Südosten abgeschnitten wurde.
Auch die Verbindung zum wichtigsten Hafen des Landes, Chittagong, war blockiert. Die Islamisten riefen Slogans wie "Allahu Akbar" (Gott ist der Größte) und "Atheisten müssen gehängt werden".
In Dhaka lieferten sich mehrere Tausend Islamisten vor der größten Moschee des Landes Straßenschlachten mit der Polizei. Die Radikalen warfen Steine, die Polizei feuerte mit Gummigeschossen. Mindestens ein Mensch sei erschossen und 35 weitere seien verletzt worden, sagte ein Polizeibeamter. Die Nachrichtenwebseite bdnews24.com berichtete, in der Gegend um die Moschee seien mindestens zehn kleinere Sprengsätze explodiert.
Islamisten fordern Todesstrafe für Gotteslästerung
Zehntausende Demonstranten zogen zudem in den Bezirk Motijheel, das wirtschaftliche Zentrum von Dhaka. Nach Angaben eines hochrangigen Polizisten nahmen allein an dieser Kundgebung 150.000 bis 200.000 Menschen teil. Hefajat-Funktionäre drohten der Regierung in Reden mit einem Umsturzversuch, falls ihre Forderungen nicht erfüllt werden.
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Die islamistische Bewegung verlangt die Umsetzung eines 13-Punkte-Plans. Dazu zählen die Einführung der Todesstrafe für Gotteslästerung, die Wiedereinführung des Bezugs zu Allah in der Verfassung und eine strikte Trennung von Männern und Frauen. Zudem fordert Hefajat-e-Islam verpflichtenden Religionsunterricht und die Beschränkung der Aktivitäten christlicher Missionare.
Schon mehrmals hatte Hefajat Massenproteste auf die Beine gestellt. Im April organisierte die radikale Bewegung einen Generalstreik und eine Demonstration mit mehreren Hunderttausend Teilnehmern, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.
Textilindustrie wehrt sich gegen Geschlechtertrennung
Kritiker werfen den Islamisten vor, sie wollten Bangladesch in ein Land verwandeln, wie es Afghanistan zu Zeiten der Herrschaft der radikalislamischen Taliban war. Arbeiterinnen, etwa aus der Textilindustrie, wehren sich insbesondere gegen die Pläne einer strikten Trennung der Geschlechter.
Bangladeschs Regierungschefin Sheikh Hasina hatte am Freitag der Forderung nach einem neuen Blasphemiegesetz erneut eine Absage erteilt. Die bisherigen Gesetze seien ausreichend zur Verfolgung von Gotteslästerung, sagte Hasina, die seit 2009 eine säkulare Regierung anführt. Hasinas Partei Awami Liga wirft Hefajat-e-Islam vor, eine Marionette der Opposition zu sein. Die Bewegung wiederum beschuldigt die Regierung, die islamistische Opposition durch eine Reihe von Prozessen einschüchtern zu wollen. (afp)