Dhaka. Nach dem Einsturz eines Fabrik-Gebäudes in Bangladesch wird der Ton zwischen Demonstranten und Polizei rauer. Mit Gummigeschossen, Tränengas und Wasserwerfern gingen die Einsatzkräfte am Dienstag gegen aufgebrachte Menschen vor. Unterdessen kündigt der irische Mode-Konzern Primark Entschädigung für die Opfer an.

In Bangladesch ist die Wut über den Einsturz eines Fabrik-Gebäudes mit mindestens 390 Toten in Gewalt umgeschlagen. Die Polizei ging am Dienstag in Savar mit Gummigeschossen, Tränengas und Wasserwerfern gegen aufgebrachte Demonstranten vor, die die Todesstrafe für die Verantwortlichen forderten. Etwa 20 Menschen wurden verletzt.

In dem Vorort von Dhaka war sechs Tage zuvor ein achtstöckiges Gebäude eingestürzt, in dem etwa 3000 Menschen arbeiteten, viele von ihnen in Textilfabriken. Dutzende Leichen wurden noch unter den Trümmern vermutet. Die Katastrophe hat eine Debatte über die Sicherheitsbedingungen in dem verarmten Land ausgelöst, dem nach China weltgrößten Textil-Exporteur.

Wohl keine Rettung von Überlebenden mehr möglich

Die Behörden gaben am Dienstag die Hoffnung auf, unter den Trümmern weitere Überlebende zu finden. Schwere Maschinen rückten an, um die Reste des Rana Plaza abzutragen.

Das Gebäude wurde nach offiziellen Angaben auf sumpfigem Boden und ohne die erforderlichen Genehmigungen gebaut. Acht Personen wurden festgenommen, darunter vier Fabrikchefs, zwei Ingenieure, der Besitzer des Gebäudes und dessen Vater. Ein fünfter Chef, ein Spanier, befand sich auf der Flucht. Als der Besitzer am Montag mit Helm und kugelsicherer Weste vor Gericht gebracht wurde, forderten wütende Menschen vor dem Gebäude seinen Tod.

Zwei Modediscounter kündigen Entschädigung an

Der Vorfall hat den Druck auf internationalen Firmen erhöht, für bessere Bedingungen bei ihren Lieferanten zu sorgen. Der britische Primark -Konzern und Loblaw aus Kanada kündigten am Montag finanzielle Unterstützung für die Hinterbliebenen an. Zudem trafen sich Vertreter von 45 Unternehmen - darunter H&M, JC Penney, Nike und Wal-Mart - mit dem Verband der Textilexporteure von Bangladesch, um über die Sicherheitsstandards zu sprechen.

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Der Einsturz war der dritte große Industrie-Unfall in Bangladesch innerhalb von fünf Monaten. Die Textilbranche beschäftigt etwa 3,6 Millionen Menschen. Die meist von ihnen sind Frauen, die zum Teil weniger als umgerechnet 30 Euro im Monat verdienen. (rts)