Essen. . Nach dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch mit 433 Toten räumen die Handelsketten Primark, NKD, Benetton und Mango ein, direkt oder indirekt Kleidungsstücke aus der Unglücksfabrik bezogen zu haben. Auch Kleidungsstücke des Discounters Kik sollen unter den Trümmern gefunden worden sein.
Nach dem Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch, bei dem mindestens 430 Menschen ums Leben kamen, gerät nun auch der Discounter Kik in Erklärungsnot. In den Trümmern seien zahlreiche Kleidungsstücke des Unternehmens aus Bönen, das zum Mülheimer Tengelmann-Konzern gehört, gefunden worden, berichtet die „Kampagne für Saubere Kleidung“.
Bislang bestätigte nur die britische Kette Primark, dass sie in dem Unglücksgebäude arbeiten ließ. Die spanische Kleidermarke Mango forderte nach eigenen Angaben Muster in Bangladesch an. Im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe räumte der italienische Konzern Benetton ein, dass ein Unterlieferant „gelegentlich“ in der Unglücksfabrik Waren geordert habe. Auch die deutsche Kette NKD gab an, bis Herbst 2012 Ware von dort bezogen zu haben.
Kik zeigt sich „überrascht und erschüttert“
Der Discounter Kik zeigte sich gestern auf Anfrage „überrascht, betroffen und erschüttert“, dass auch Textilien von KiK in den Trümmern des Unglücksgebäudes "Rana Plaza Builiding" gefunden worden sind. Eine Sprecherin: „Fakt ist, dass es seit 2008 keine direkten Geschäftsbeziehungen zwischen KiK und denen im Rana Plaza ansässigen Lieferanten gegeben hat“. Der Fall werde nun geprüft.
„Wir sind schockiert. Es zeichnet sich ab, dass Kik innerhalb von nur acht Monaten ein drittes Mal in ein schweres Unglück in einer Textilfabrik involviert ist“, sagte Frauke Banse von der "Kampagne für Saubere Kleidung".
EU will bessere Sicherheitsstandards
Öffentlich wirbt Kik immer wieder mit seinem Selbstverständnis, das auf der Konzern-Homepage nachzulesen ist: „Im Rahmen unserer Handelstätigkeit pflegen wir Geschäftskontakte zu lokalen Herstellern in vielen Ländern, vor allem in China und Bangladesch. Da wir keine eigenen Fabriken unterhalten, sondern mit Lieferanten vor Ort zusammen arbeiten, wollen wir sicher gehen, dass jeder, der mit seiner Arbeit zum Erfolg der KiK beiträgt, dies unter angemessenen Bedingungen tut und seine Arbeitsrechte vollständig wahrnehmen kann.“
Die EU-Kommission kündigte gestern an, europäische Textilfirmen, die in Asien produzieren lassen, zu einem dringenden Treffen einzuladen, um mit ihnen höhere Sicherheitsstandards in Bangladesch zu besprechen. Eingeladen werden sollen demnach europäische Firmen, die mit der Textilindustrie in Bangladesch und anderen - nicht genannten - Ländern zu tun haben. Bei dem Gespräch soll es auch um bessere Arbeitsbedingungen gehen, so ein EU-Sprecher.