Savar/Bangladesch. Eine Frau ist nach dem verheerenden Unglück in Bangladesch wohlbehalten aus dem Trümmern befreit worden. Mehr als 100 Stunden war die Überlebende verschüttet, bis Retter auf ihre Hilferufe aufmerksam wurden. Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf 375 gestiegen.

Mehr als 100 Stunden nach Einsturz eines Fabrikgebäudes in Bangladesch haben Rettungskräfte am Sonntag eine Überlebende in den Trümmern geortet. "Wir können ihre Laute hören", sagte ein Feuerwehrmann. Die Frau habe sich als Sakhina Begum identifiziert. Drei weitere Verschüttete seien nicht mehr bei vollem Bewusstsein.

Rettungskräfte versuchten mit Schneide- und Bohrwerkzeugen, zu der Frau vorzudringen. Gegen den Leichengeruch an der Unglücksstelle setzten sie Lufterfrischer ein. Zwei Ärzte hielten sich in der Nähe für den Fall bereit, dass der Frau Gliedmaßen amputiert werden müssen.

Amputation als letzte Chance auf Befreiung

Derartige Eingriffe hat es am Unglücksort seit dem Einsturz des achtstöckigen Gebäudes am Mittwochmorgen immer wieder gegeben. Manchmal sei eine Amputation die einzige Möglichkeit, Überlebende aus den Trümmern zu befreien, sagte der Chirurg Arif Hossain der Nachrichtenagentur AFP. "Und statt einer orthopädischen Säge muss manchmal eine normale Säge benutzt werden", berichtete er.

Am vierten Tag nach dem Unglück schwanden die Hoffnungen, weitere Überlebende unter den Überresten des Gebäudes zu finden. Bei dem Einsturz starben mindestens 375 Menschen, etwa 2500 wurden lebend gerettet. Eine offizielle Zahl der Vermissten gibt es nicht. Zahlreiche Angehörige möglicher Verschütteter sind noch immer an der Unglücksstelle versammelt und hoffen auf Nachricht.

Fabrikbesitzer festgenommen

Am Sonntag löste die Nachricht von der Festnahme des Besitzers des Fabrikgebäudes, Sohel Rana, in der Menge wütende Schreie aus: "Hängt Rana, hängt den Mörder", riefen die Menschen.

Der Besitzer des Hauses, der tagelang untergetaucht war, ging den Behörden an der Grenze zu Indien ins Netz, bestätigte der Minister für regionale Entwicklung Jahangir Kabir Nanak. Der Eigentümer soll beim Bau minderwertiges Material verwendet haben. Drei Betreiber von Fabriken in den oberen Stockwerken des maroden Gebäude stellten sich am Samstag. Sie sollen laut Polizei die Angestellten trotz Rissen im Gebäude zur Arbeit gezwungen haben. Auch zwei Bau-Kontrolleure der Regierung wurden in Gewahrsam genommen. (afp/dpa)