Washington. Eine Milliardärin soll US-Präsident Barack Obama dabei behilflich sein, die US-Wirtschaft wieder auf Trab zu bringen. Obama will die Erbin der Hotelkette Hyatt, Penny Pritzker, zur Wirtschaftsministerin machen. Der Senat muss die Personalentscheidung noch absegnen.

Kennengelernt haben sie sich unter dem Basketball-Korb in Chicago. Ab sofort spielen sich Barack Obama und Penny Pritzker auch auf dem Regierungsparkett die Bälle zu, falls der Senat reibungslos zustimmt. Der amerikanische Präsident macht die 54-jährige Unternehmerin und Groß-Erbin aus seiner Heimatstadt zur neuen Wirtschaftsministerin.

Die Personalie hat viele Facetten, vor allem pekuniäre. Mit der zweifachen Mutter verschiebt sich das Finanz-Ranking innerhalb der Regierung erheblich. Bisher war Außenminister John Kerry, verheiratet mit der Ketchup-Erbin Theresa Heinz, mit rund 250 Millionen Dollar der reichste Minister. Mit Pritzker setzt sich ausweislich der einschlägigen Forbes-Liste die Nummer 271 der USA an die Spitze: 1,8 Milliarden Dollar Privatvermögen.

Einen Gutteil davon hat die Marathonläuferin dem Urahnen der Hyatt Hotel-Kette, Jay Pritzker, zu verdanken, der einst mit einer Herberge am Flughafen von Los Angeles eine wahre Dynastie mitbegründet hatte. Die Pritzkers gehören in Chicago zu den ungekrönten Stadthäuptern, fördern Schulen, Stadtumbau und die schönen Künste. Der prestigeträchtigste Architektur-Preis der Welt ist nach ihnen benannt.

Schon 2008 wollte Obama Pritzker ins Kabinett holen

Penny Pritzker wollte früh etwas Eigenes aufbauen. Eine Investment- und Immobilienfirma brachte ihr zusätzlichen Wohlstand ein. Und Ärger. Als ehemalige Managerin der „Superior Bank“ stand die resolute Philantrophin just zu der Zeit im Scheinwerferlicht, als Obama ihr 2008 den Posten des „Secretary of Commerce“ schon einmal andienen wollte. Das Kreditinstitut hatte 2001 mit jenen dubiosen Hypothekenkrediten gehandelt („subprime mortgages“), die Amerika vor Obamas erster Amtszeit fast in den Ruin gestürzt hätten. Pritzkers Bank wurde dicht gemacht. Der Familien-Clan zahlte knapp 460 Millionen Dollar Strafe. Und Penny Pritzker, die zuvor für Obamas erfolgreichen Wahlkampf Nr. 1 als oberste Finanzaufseherin die Rekordspendensumme von 750 Millionen Dollar eingetrieben hatte, zog sich ins private Geschäftsleben zurück.

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Ihre Rückkehr auf die politische Bühne verfolgt in erster Linie den Zweck, Obamas angekratztes Verhältnis zur Geschäftswelt der Bosse zu kurieren. Gerade die Wall Street-Fraktion hatte es im vergangenen Wahlkampf oft heftig abbekommen („fette Katzen“), als Obama sich vom rivalisierenden Multimillionär-Finanzinvestor Mitt Romney absetzen wollte. Da der Handelsminister im amerikanischen Regierungsgefüge eher die Funktion eines Frühstücksdirektors und Mental-Trainers hat, könnte Pritzker als eine Art Liaison-Officer zwischen Weißem Haus und Geschäftswelt wichtige Brückendienste leisten.

Allerdings sind vorher Hürden zu nehmen. Die Absolventin der Elite-Universitäten Harvard und Stanford wird wegen ihres Namens oft in Sippenhaft genommen, wenn den Hyatt-Erben dubiose Bankkonten in der Karibik oder in der Schweiz nachgesagt werden. „New York Times“ und der Wirtschaftsdienst Bloomberg schrieben vor Jahren, dass der Clan systematisch Steuerschlupflöcher genutzt habe. Dazu hängt der Tochter des Hyatt-Mitbegründers der mächtige Gewerkschaftsbund A.F.L-C.I.O. im Nacken, seit die Hotelkette in Boston einmal 100 Zimmermädchen gefeuert und durch miserabel bezahlte Leiharbeiter ersetzt hat. Diese Details werden sich die Republikaner nicht entgehen lassen, wenn Penny Pritzker im Senat ihre Anhörung überstehen muss.