Essen/Berlin. . Trotz der jüngsten Erhöhung bekommen Angela Merkel und Co. keine Spitzengehälter. Richtig reich werden nur die Top-Manager. Die WAZ Mediengruppe erklärt, wie hoch der Verdienst von Angela Merkel, Hannelore Kraft und Barack Obama ist. Und wieviel VW-Chef Martin Winterkorn und Co. verdienen.

Zwölf Jahre lang haben sie Verzicht geübt. Nun ist Schluss mit den kargen Zeiten. Erstmals seit 2000 sollen rückwirkend zum 1. März die Gehälter der Kanzlerin und ihrer Minister wieder ansteigen, und zwar in drei Stufen um insgesamt 5,7 Prozent.

Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat das Kabinett verabschiedet, „nach reiflicher Überlegung“, wie Regierungssprecher Steffen Seibert sich ausdrückt. Mit dem „Bundesversorgungs- und Besoldungsanpassungsgesetz“ wird der Tarifabschluss für den Öffentlichen Dienst, der den Beschäftigten ein Lohnplus von 6,5 Prozent beschert hat, auf beamtete Staatsdiener übertragen. Der Anstieg ihrer Bezüge fällt üblicherweise geringer aus, weil ein Teil der Erhöhung in Pensions-Rückstellungen fließt.

Laut Ministergesetz steht einem Bundeskanzler das 1,66-fache und einem Bundesminister das 1,33-fache des Gehalts eines beamteten Staatssekretärs zu. Nach Seiberts Worten ist dieses Gefüge allerdings zusehends aus dem Lot geraten, da die Kabinettsmitglieder seit zwölf Jahren an keiner Tariferhöhung für den Öffentlichen Dienst mehr teilhatten. Mittlerweile gebe es kaum noch Unterschiede zwischen einem Minister- und einem Staatssekretärsgehalt. Demnächst wäre es sogar so weit gewesen, dass ein Staatssekretär mehr verdient hätte als ein Minister: „Es ist kein Zustand, dass die Bezüge der Kanzlerin und der Minister nicht mehr dem Gesetz entsprechen“, meint Seibert.

Merkel bekommt knapp 290 000 Euro

Derzeit verdient Angela Merkel im Monat 24 156 Euro. Der Betrag setzt sich aus ihrem Regierungsgehalt (16 225 Euro), den halben Diäten als Abgeordnete (3969 Euro), einer Aufwandsentschädigung (1022 Euro) und diversen Zuschlägen zusammen. So kommt sie auf ein Jahresgehalt von 289 986 Euro. Ein verheirateter Bundesminister bekommt monatlich 12 860 Euro plus Aufwandsentschädigung und Diäten.

Laut Innenministerium erhält Merkel nun bis August nächsten Jahres eine schrittweise Gehaltssteigerung um 930 Euro monatlich auf 17 016 Euro. Bei den Ministern beträgt der Zuwachs 750 Euro auf 13 794 Euro. Die Parlamentarischen Staatssekretäre erhalten künftig 10 573 Euro und damit 580 Euro mehr. „Ich glaube, dass dies von jedem Menschen guten Willens nachvollzogen werden kann“, so der Regierungssprecher.

Kraft kommt auf 262 540 Euro

Die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft muss sich hinter den Bezügen der Kanzlerin nicht verstecken: Mit Familienzuschlag, Dienstaufwandsentschädigung, Weihnachtsgeld und gekürzter Abgeordneten-Diät kommt die Landesmutter auf 262 540 Euro im Jahr, ihre Landesminister verdienen rund 229 000.

Die höchste Beamten-Besoldungsstufe (B11) erreichen Oberbürgermeister, wenn ihre Stadt mehr als 500 000 Einwohner hat. Laut Besoldungstabelle erhalten also die Oberbürgermeister von Essen, Dortmund oder Düsseldorf 11 524 monatlich plus mehrere Zulagen.

Für Normalverdiener mögen dies wahrlich Spitzen-Gehälter sein, doch für diese Bezüge bequemen sich Top-Manager allenfalls in die Aufsichtsräte. Der Vorstand des Essener Dax-Unternehmens ThyssenKrupp, Heinrich Hiesinger, erhält mit 3,5 Millionen Euro das 14-fache der Ministerpräsidenten – und liegt damit noch lange nicht an der Spitze. VW-Chef Martin Winterkorn erhielt 2011 fast 17,5 Millionen Euro, inklusive elf Millionen Bonus für „langjährigen Erfolg“.

Obamas Salär: 315 000 Euro

Dass im Vergleich zur Wirtschaft in der Politik nur ein Bruchteil verdient wird, ist kein rein deutsches Phänomen. Der britische Premier David Cameron erhält jährlich 239 000 Euro plus Spesen, Büro, Wohnung und Mitarbeiter. Ein Kabinettsminister erhält 178 000 Euro. Der neue französische Staatspräsident François Hollande will seine Bezüge von monatlich 19 331 Euro auf 13 000 kürzen. (So honorig das klingen mag: Vorgänger Sarkozy hatte sich ein Gehaltsplus von 172 Prozent genehmigt.)

Auch US-Präsident Barack Obama kann mit der Wirtschaft nicht mithalten: Er verdient 400 000 Dollar (ca. 315 000 Euro). Immerhin profitiert er von einer Einkommensverdopplung, die sein Vorgänger George W. Bush durchsetzte. Vizepräsident Joe Biden kommt auf 192 000 Dollar (ca. 151 000 Euro).