Essen. . Kommunen und Hochschulen im Ruhrgebiet rücken im Kampf gegen die Bildungsungleichheit enger zusammen. Unter dem Dach der Initiative „Ruhr-Futur“ wollen Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Herten und Mülheim mit fünf Hochschulen der Region das Bildungssystem verbessern.

Die Grundschule Kleine Kielstraße liegt mitten in der Dortmunder Nordstadt. Ein Viertel, das Pädagogen, Politiker und Sozialarbeitern oft als „schwieriges Umfeld“ bezeichnen: Viele Zuwanderer, große Arbeitslosigkeit, viele Hartz-IV-Empfänger, Kriminalität, Gewalt, Drogen. Und diese Schule ist wie ein Leuchtturm im Stadtteil, engagiert sich, bindet die Eltern ein und schafft es, dass es fast die Hälfte der Schüler aufs Gymnasium schaffen.

Es gibt zahlreiche solcher Bildungs-Inseln im Ruhrgebiet, in vielen Stadtteilen. Es sind Kitas, Grundschulen, Gymnasien oder auch Hochschulen, die sich besonders für „benachteiligte“ Kinder und Jugendliche stark machen.

So begleitet und fördert die Universität Duisburg-Essen Jugendliche aus Nichtakademiker-Familien in dem Programm „Chance hoch 2“ ab der neunten Klasse bis zum ersten Studienabschluss. Und die Hochschule Dortmund schickt „Studien-Scouts“ in die Stadtteile, um vor Ort mit Jugendlichen über ihre Studienchancen zu reden. Alles hilft.

Gute Beispiele gesucht

„Wir wollen nicht selbst etwas komplett Neues erfinden, sondern von guten Beispielen lernen, sie fördern und versuchen, sie auf andere Kommunen zu übertragen“, erklärt Prof. Bernhard Lorentz, Geschäftsführer der Stiftung Mercator. Dies ist, kurz gefasst, das Ziel der Initiative „Ruhr-Futur“, die am Donnerstag in Essen aus der Taufe gehoben wurde. In den kommenden fünf Jahren stellt die Stiftung dafür 15,3 Millionen Euro zur Verfügung.

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Fünf Kommunen und fünf Hochschulen haben sich zu dieser Bildungsinitiative zusammengefunden. Ziel des bislang einmaligen Zusammenschlusses ist nicht weniger als die Verbesserung des Bildungssystems im Ruhrgebiet, um „allen Kindern und Jugendlichen in der Metropole Ruhr Bildungszugang, Bildungsteilhabe und Bildungserfolg zu ermöglichen“, so die Stiftung. Im Fokus des Projekts, das sich Chancengleichheit unabhängig von der Herkunft auf die Fahnen geschrieben hat, ist insbesondere das nördliche Ruhrgebiet, betont Lorentz.

Wie soll das konkret aussehen?

Immer noch beginnen neun von zehn Kindern aus Akademikerfamilien ein Studium, doch noch nicht einmal jedes zweite aus einer Arbeiterfamilie. Hier setzt „Ruhr-Futur“ an. Alle Bildungsträger und -anbieter sollen auf das Ziel eingeschworen werden, junge Menschen entsprechend ihres Bedarfs individuell auf ihrem Weg zu unterstützen.

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Es beginnt bei der Sprachförderung, bei Hilfen vom Übergang von der Schule zur Uni bis hin zur Förderung von Studierenden. Prof. Uta Wilkens, Prorektorin der Ruhr-Universität Bochum, betont: „Wir gehen damit eine Selbstverpflichtung ein. Wir wissen, dass Studenten mit Migrationshintergrund eher ihr Studium abbrechen oder nicht so gut abschließen.“ Ziel müsse es sein, die Erfolgsquoten anzugleichen.

Ministerin Löhrmann ist entzückt

Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) begrüßte die Initiative ausdrücklich. „Wie gelingt die Ganztagsschule? Wie kann ich die individuelle Förderung von Schülern in den Schulalltag einbeziehen? Wie verankere ich kulturelle Bildung an Schulen? Wir wollen gute Erfahrungen sammeln, fördern und nutzen.“ Kurz: Es geht um das, was Schülern gemeinhin verboten ist: Abgucken.