Nikosia. . Nach den Turbulenzen um sein Hilfsprogramm braucht Zypern nun deutlich mehr Geld als vorgesehen. Statt insgesamt 17,5 Milliarden Euro seien nun 23 Milliarden Euro nötig, um das Land vor der Pleite zu bewahren. Das teilte die zyprische Regierung am Donnerstag in Nikosia mit.
Nach den wochenlangen Turbulenzen um sein Hilfsprogramm braucht das Euroland Zypern nun deutlich mehr Geld als vorgesehen. Statt insgesamt 17,5 Milliarden Euro seien nun 23 Milliarden Euro nötig, um das Land vor der Pleite zu bewahren, teilte die zyprische Regierung am Donnerstag in Nikosia mit. Zypern hatte nach langen Verhandlungen Ende März von der Euro-Staaten und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zehn Milliarden Euro Hilfe zugesagt bekommen, den Rest sollte das Land selbst aufbringen.
Es stimme zwar, dass Zypern im November den Finanzbedarf mit ungefähr 17,5 Milliarden Euro beziffert habe, sagte Regierungssprecher Christos Stylianides. "Die Zahl liegt fortan bei 23 Milliarden Euro." Er machte die Vorgängerregierung für diese Entwicklung verantwortlich. "Wie sind wir dahin gekommen? Es war die Angst vor Verantwortung und Entscheidungen der vorherigen Regierung", sagte er.
Im Zuge seiner Rettung musste Zypern nach bisherigen Vereinbarungen rund sieben Milliarden Euro selbst aufbringen. Dazu musste Zypern eine Abgabe auf Bankguthaben einführen. Sie soll nach letztem Stand Kunden mit Einlagen von über 100.000 Euro betreffen. Die zweitgrößte zyprische Bank, die Popular oder Laiki-Bank, soll zudem zerschlagen werden.
Verlängerung der Rückzahlungsfristen für Portugal und Irland im Gespräch
Die Euro-Länder werden Irland und Portugal bei der Rückkehr an den freien Kapitalmarkt voraussichtlich kräftigen Rückenwind geben. Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem stellte beiden Krisenstaaten am Donnerstag in Dublin eine Verlängerung der Rückzahlungsfristen für ihre Hilfskredite um sieben Jahre in Aussicht. Auf der Tagesordnung des informellen Treffens der EU-Finanzminister in der irischen Hauptstadt stand außerdem das Hilfspaket für Zypern. Hier könnte es noch zu kleineren Änderungen kommen.
Irland war als erstes Euro-Land in der Schuldenkrise unter den Euro-Rettungsschirm geflüchtet und soll nach einem harten Sanierungsprogramm dieses Jahr an den Kapitalmarkt zurückkehren. Portugal soll 2014 folgen. Allerdings müssen sich beide Staaten dann nicht nur Geld zur Finanzierung ihrer Haushalte wieder am freien Markt besorgen, sondern auch die Darlehen der Euro-Länder und des IWF bedienen. Deshalb kommt es zu Finanzierungsspitzen, weshalb beide Regierungen auf eine Fristverlängerung dringen.
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Der niederländische Finanzminister Dijsselbloem sagte vor Beginn des zweitägigen Ministertreffens, eine Verlängerung um sieben Jahre werde sehr positiv gesehen: "Ich hoffe, dass wir das am Freitag vereinbaren können." In einer der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Analyse empfehlen die Troika aus EU, EZB und IWF sowie der Euro-Rettungsschirm den Euro-Ländern eine Verlängerung der Rückzahlungszeiträume für die Hilfskredite um sieben Jahre.
Zypern zieht Verkauf seiner Goldreserven in den Blick
Irland wurde mit einem Hilfspaket über 67,5 Milliarden Euro vor einer Pleite gerettet, Portugal mit 79,5 Milliarden Euro. Die Laufzeit der Kredite an Irland beträgt im Durchschnitt 12,5 Jahre, die der Darlehen an Portugal 12,5 beziehungsweise 14,7 Jahre - je nachdem, ob der Rettungsschirm EFSF oder sein Nachfolger ESM die Gelder ausgezahlt hat. Dem Reuters vorliegenden Dokument zufolge muss Irland zwischen 2016 und 2020 jährlich rund 20 Milliarden Euro umschulden. Bei Portugal geht es demnach um den gleiche Betrag in den Jahren zwischen 2015 und 2021.
Formelle Entscheidungen stehen bei dem Ministertreffen nicht an, dort können aber politische Vereinbarungen getroffen werden. Die finnische Ressortchefin Jutta Urpilainen sagte, einige Details des Hilfspakets für Zypern könnten noch geändert werden. Beim gestiegenen Finanzbedarf zur Zypern-Rettung sollen der ESM und der IWF zehn Milliarden Euro beisteuern, den Rest Zypern, unter anderem durch einen Verkauf von Goldreserven in Höhe von 400 Millionen Euro.
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Ein zyprischer Regierungssprecher sagte, der Verkauf von Goldreserven sei eine Option. Die letztliche Verantwortung dafür trage aber die Zentralbank des Landes. Am Mittwoch war der Goldpreis um 1,2 Prozent gefallen, nachdem die Überlegungen bekanntgeworden waren. Am Donnerstag stabilisierte sich der Preis für eine Unze bei 1557 Dollar. (rtr/afp)