Essen. Nach der Verunsicherung durch die Zypernkrise stand bei der NRZ-Telefonaktion zur Geldanlage das Thema Sicherheit im Fokus. Außerdem drehten sich zahlreiche Anrufe um die Niedrigzinsen und die Frage, welche Spar-Strategie nun die Beste ist. Die NRZ dokumentiert die wichtigsten Fragen und Antworten.
Eine Rückkehr zur D-Mark war am Dienstag für keinen der vielen Anrufer bei der NRZ-Telefonaktion zur Geldanlage ein Thema. Doch auch der überzeugteste Euro-Fan kann dieser Tage unruhig werden, wenn es um sein Erspartes geht: Niedrige Zinsen, eine turbulente Börse und die schwelende Euro-Schuldenkrise sorgten für zahlreiche Nachfragen der NRZ-Leser bei den Experten des Bankenverbands.
Die NRZ dokumentiert einen Auszug der Leser-Fragen und die Antworten der vier Geldanlagen-Fachleute.
Ich habe mehrere Hunderttausend Euro auf der Bank. Ist mein Geld angesichts der Zypernkrise noch sicher?
In Deutschland prinzipiell ja. Der gesetzliche Einlagenschutz sichert Bankguthaben bei Kreditinstituten bis zu 100.000 Euro pro Person. Höhere Beträge sind in den meisten Fällen durch freiwillige Sicherungssysteme der Sparkassen-Organisation, der Genossenschaftsbanken oder der Privatbanken geschützt. Bei den privaten Banken sichert dies der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken ab. Erkundigen Sie sich über die Höhe des Sicherungsschutzes Ihrer Bank – zum Beispiel über die Internetseite www.bankenverband.de. Im Zweifel kann es nicht schaden, wenn Sie Ihr Geld auf mehrere Banken verteilen.
Bei uns wird ein Festgeld in Höhe von 100.000 Euro fällig. Ich möchte es für zwei bis drei Jahre anlegen, aber nicht spekulieren. Soll ich vielleicht ETFs kaufen?
ETFs, also Investmentfonds, die sich an einem Index – wie dem Dax – orientieren, sind keine risikolose Anlage. Ihr Wert hängt von der Wertentwicklung des zugrundeliegenden Indexes ab. Ich würde deshalb nur einen Teil des Geldes – maximal ein Drittel – in ETFs anlegen, und das auch nur, wenn der Anlagehorizont fünf Jahre oder länger ist. Sichere Anlagen sind Festgeld, Spareinlagen und Sparbriefe. Deren Laufzeiten könnten Sie auf ein bis drei Jahre staffeln, so dass jedes Jahr ein Drittel des Geldes fällig wird.
Ich habe Sorge um mein Geld und überlege es komplett in ein Schließfach zu legen. Was meinen Sie?
Davon rate ich ab, weil ihr Geld im Schließfach keine Zinsen bringt und im Laufe der Zeit aufgrund der schleichenden Inflation immer weniger Wert wird. Sprechen Sie mit Ihrem Bankberater, wie Sie Ihr Geld sicher anlegen und zugleich vermehren können - auch wenn die Zinsen derzeit sehr niedrig sind.
Wir haben 50.000 Euro gespart. 20.000 Euro sind Rücklagen für Hausreparaturen und Anschaffungen. Wie können wir die übrigen 30.000 Euro am besten anlegen?
Wenn das Geld längerfristig angelegt werden kann, sollte man es auf verschiedene Anlageformen verteilen. Für einen Teil des Geldes können Investmentfonds eine geeignete Alternative sein. Lassen Sie sich von Ihrem Bankberater ausführlich beraten.
Für mein Festgeld bekomme ich nur noch einen Zins von 0,5 Prozent. Ist da Gold eine Alternative?
Gold unterliegt deutlichen Preisschwankungen. Zudem wird der Goldpreis in Dollar notiert, so dass auch Wertschwankungen zwischen den Währungen hinzukommen. Als Beimischung mit einem Anteil von bis zu zehn Prozent macht Gold Sinn – aber es ist keine Alternative für eine Festgeldanlage. Wenn Sie Gold kaufen wollen, denken Sie an eine sichere Aufbewahrung, zum Beispiel in einem Bankschließfach .
Ich bin 81 Jahre alt und erhalte demnächst 8000 Euro aus einer Lebensversicherung. Das Geld ist als Vorsorge für den Todesfall gedacht. Wie soll ich es anlegen?
Sicherheit und kurzfristige Verfügbarkeit sollten bei der Auswahl der Anlage im Vordergrund stehen. Am besten eignen sich hier ein Tagesgeldkonto oder ein Festgeld mit einer kurzen, überschaubaren Laufzeit.
Wie sicher ist mein Geld? Ich habe 60.000 Euro auf Sparkonten und in einem Wertpapierdepot.
Wertpapiere sind Ihr Eigentum. Sie würden bei einer Bankpleite als Sondervermögen bestehen bleiben und Ihnen herausgegeben oder auf ein anderes Institut übertragen werden. Spareinlagen sind durch die gesetzliche Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro geschützt.
Wie kann ich Geld für meinen Enkel anlegen?
Es gibt spezielle Ausbildungsversicherungen sowie Sparpläne mit steigenden Zinsen oder Bonuszahlungen auf das Ersparte. Bei langen Laufzeiten kann freilich ein Investmentsparplan die bessere Alternative sein, weil Investmentfonds erfahrungsgemäß auf lange Sicht die besten Renditechancen bieten.
Bei mir werden 20.000 Euro Festgeld fällig – mein einziges Vermögen. Wie kann ich das Geld kurzfristig anlegen?
Sie sollten auf jeden Fall eine sichere Anlageform ohne Risiko wählen. Also zum Beispiel Tagesgeld oder ein kurzfristiges Festgeld - auch wenn die Zinsen dafür derzeit nicht attraktiv sind.
Ich besitze eine selbstbewohnte und eine vermietete Immobilie und habe drei Sparverträge zu je 50 Euro mit Aktienfonds. Darüber hinaus verfüge ich über einiges an Festgeld. Soll ich jetzt einzelne Aktien kaufen?
Einzelinvestments in Aktien sind risikoreicher als die Anlage in breit streuende Fonds. Vielleicht ist ein vermögensverwaltender Fonds da die bessere Lösung für Sie. Er kann die Risiken besser verteilen – und Sie können damit ruhiger schlafen.
Wir sind überraschend an 10 000 Euro gekommen. Sollen wir das Geld anlegen oder eine Sondertilgung bei unserer Hypothek leisten?
In der Regel dürfte die Sondertilgung die bessere Wahl sein, weil der Kreditzins, den Sie zahlen, höher sein wird als die Zinsen, die Sie bei einer Anlage des Geldes erhalten können.
Meine Frau und ich sind um die 80 Jahre alt. Unsere Rente reicht so eben aus, zudem haben wir noch 40.000 Euro auf Sparkonten. Nun haben wir 90.000 Euro aus einem Hausverkauf erhalten – wie können wir diese am Besten anlegen?
Eine Möglichkeit wäre eine Verrentung der 90.000 Euro. Mit einer Sofortrente wäre eine lebenslang gesicherte Privatrente möglich, die Ihre regelmäßigen Einkünfte erhöhen würde.
Ich bin eigentlich eine vorsichtige Anlegerin. Meine Freundin hat aber bei einer ausländischen Bank Geld angelegt und bekommt dafür deutlich höhere Zinsen als ich bei meinem deutschen Geldinstitut. Soll ich das nun auch tun?
Grundsätzlich bedeutet ein hoher Zins auch ein hohes Risiko. Erkundigen Sie sich deshalb genau, wie Ihr Geld bei der ausländischen Bank abgesichert wäre. Der Schutz im Ausland ist oft nicht zu weitgehend wie in Deutschland.
Ich habe einen Auszahlplan mit Investmentfonds. Ursprünglich war eine Rendite von 4,5 Prozent prognostiziert worden, jetzt sind es nur noch 2,7 Prozent. Kann es noch weniger werden?
Fonds unterliegend Wertschwankungen. Von daher kann es mehr, aber auch weniger werden. Wenn Sie diese Schwankungen nicht möchten, kann eine sofort beginnende private Rentenversicherung empfehlenswert sein. Dort wird derzeit ein Zins von 1,75 Prozent garantiert. Hinzu kämen Überschüsse je nach Kapitalmarktlage.
Ich möchte 5000 Euro mit Gewinn anlegen. Soll ich wegen der guten Dividende Telekom-Aktien für das Geld kaufen?
Einzelinvestments in Aktien sind mit einem hohen Risiko behaftet. Ich würde Ihnen deshalb lieber zu einem breit gestreuten Aktienfonds raten. Es gibt sogenannte Dividendenfonds, die bevorzugt in dividenstarke Aktien investieren und die Dividenden dann auch an den Anleger ausschütten.
Genussrechte eines Windkraftunternehmens bieten über sieben Prozent Verzinsung jährlich. Was ist davon zu halten?
Genussrechte sind Mischformen zwischen Anleihe und Aktie und bergen grundsätzlich ein höheres Risiko als klassische Anleihen. Des Weiteren ist die Bonität des Unternehmens zu prüfen und zu beurteilen. Generell gilt: Höhere Rendite geht immer auch mit höheren Risiken einher!